Mit dem elektronischen Personalausweis ist es wie mit dem Sex

Über die Sicherheit des neuen elektronischen Personalausweises wird so einiges geschrieben in diesen Tagen, im Augenblick mag ich da auf Details gar nicht groß eingehen.

Die Aussage allerdings, mit der der der BSI-Mensch Jens Bender auf die Kritik und Hinweise reagiert ist schon ein wenig amüsant:

„Er räumte ein, wenn ein Benutzer „den großen Fehler“ mache, den elektronischen Personalausweis länger als nötig in einem Lesegerät zu lassen, könne sich ein Angreifer im Besitz der PIN tatsächlich für ihn ausgeben, zum Beispiel bei Altersverifizierungsdiensten.“

Erinnert mich an vergleichbare Fehleinschätzungen, die ich früher recht häufig gehört habe:
„Wenn man ihn beim Sex schnell genug raus zieht, dann kann nichts passieren.“

Dass sicheres Verhüten anderes geht, hat sich inzwischen allerdings herum gesprochen.

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Das Netz ist ja sooooo grausam!

Nach dem Amoklauf in Lörrach jammert der Stern vor sich hin und bemängelt die fehlende Anteilnahme und Trauer im Netz. Rücksichtslosigkeit gegenüber den Opfern wird „dem Netz“ zum Vorwurf gemacht. Spott und Hohn sei das Einzige, was man dieser Tage im Netz zu Lörrach finden könne.

Im Artikel selbst wird aus dem „Netz“ zunächst „das Web“ und anschließend Twitter. Gut, damit wäre der Schuldige ja gefunden: Twitter, der Schlingel. Hat immer nur Spott und Hohn übrig, kein Respekt vor Opfern.

Doch wem genau gilt eigentlich der Spott? Der Täterin? Den Opfern? Fehlanzeige! Der Spott richtet sich (wie im Artikel durchaus auch korrekt bemerkt wurde) in erster Linie gegen den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, aber auch gegen die Politik im Allgemeinen. Denn jeder erinnert nur zu gut an die Beißreflexe „unserer“ Politiker nach Amokläufen wie in Winnenden oder Emsdetten. Schuldige wurden sehr schnell ausgemacht, die Killerspiele waren es. Immer. Ausnahmslos. Oder auch mal Paintball, was nach den Worten von Wolfgang Bosbach verboten gehört. Weil es „die Lust am Töten simuliert“.

Aufmerksamen Beobachter ist allerdings etwas ganz anderes aufgefallen: die Amokläufer nutzten richtige Waffen. Keine Paintball-Guns oder Pixel-Gewehre. Scharfe Waffen. Mit richtiger Munition. Die sie oder ihre Angehörigen besitzen durften, da sie Mitglieder in Schützenvereinen waren. Was immer wieder Grund für Kritik aus der Bevölkerung war. Hier wurde oft zu Recht gefragt: Warum sollen Privatpersonen scharfe Waffen besitzen dürfen?

Wer nun meint, dieses Thema würde von der Politik nun tatsächlich einmal aufgegriffen, da man ja gerade in der Zeit der Aufbereitung nach einem Amoklauf schnell mit Forderungen nach Verboten zur Stelle ist, der irrt. Bosbach selbst lehnt ein Waffenverbot ab. Denn „Ein Verbot des privaten Schusswaffenbesitzes würde die innere Sicherheit nicht erhöhen, sondern völlig neue Gefahrenquellen schaffen.“ Ja, genau der Bosbach der meint, Paintball gehöre verboten, weil es zu Amokläufen beiträgt.

Und da wundert sich der Stern tatsächlich über Spott?

Den Spöttern Respektlosigkeit gegenüber den Opfern vor zu halten ist zudem erbärmlich und dient nur einem Zweck: Die berechtigte, in Spott verpackte, Kritik ins Leere laufen zu lassen.

Nachtrag: Die Heuchelei ist nicht mal ganz so neu, wie man vielleicht glauben mag. Siehe hier.

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Google Street View: Mehr Pixel

Netzwertig fragt heute, wo Googles Schmerzgrenze liegen könnte. Gemeint ist: Angesichts Hundertausender Widersprüche (Spiegel) wird die Frage aufgeworfen, wann für Google Schluss sein könnte mit Street View in Deutschland. Ab 10% verpixelter Häuser? 25%?

Eine gute Frage sicherlich. Allerdings hoffe ich, Google wird Street View in Deutschland unabhängig von der Zahl der unkenntlich gemachten Hausfassaden online stellen. Und insgeheim wünsche ich mir ein wenig, später in Street View jedes 2. Haus verpixelt zu sehen. Denn deutlicher kann man uns Deutschen unsere Borniertheit sicher nicht vor Augen führen.

Hätte ich bei Google etwas zu sagen – ich würde Street View auch dann in Deutschland online gehen lassen, wenn jedes Haus unkenntlich wäre. Das erste Internet-Denkmal.

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Was Google kann können wir schon lange: Buugle

Google Streetview hat hierzulande für heftige Diskussionen gesorgt, zunächst angefeuert von den Medien, anschließend ausgeschlachtet von „unseren“ Politikern. Wenn man sich an den Ursprung dieser Diskussionen zurück erinnert (eine Gemeinde wollte von Google Geld dafür erhalten, dass die Gebäude abgelichtet werden dürfen. Das rief wiederum die Hausbesitzer auf den Plan, die sich laut fragten, weshalb die Gemeinde das Geld erhalten solle, wenn es doch ihre Häuser sind. Das Geld stünde eigentlich ihnen zu. Das griff die Presse auf und plötzlich kamen auch Datenschutzbedenken auf, da Journalisten plötzlich gezielt danach fragten), wirkt der Hickhack schon mal per se relativ lächerlich.

Denkt man nun darüber nach, wo unsere Behörden überall Daten über uns sammeln und diese sogar aufgrund der Entscheidungen unserer Regierung fleißig an andere liefern, dann kann man angesichts der scheinheiligen „Proteste“ gegen Streetview nur sehr schwer den Brechreiz unterdrücken.

Alexander Lehmann (der Macher von „Du bist Terrorist„) hat daraus nun wieder ein schönes Filmchen gemacht. Der Titel: Buugle – Was Google kann können wir schon lange!

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