Die 8 größten Fehler von Blog-Neulingen

Trotz mangelnder Zeit in den letzten Tagen und Wochen (man merkt es an der Posting-Frequenz) überfliege ich natürlich die abonnierten Feeds und lese den einen oder anderen Artikel, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Schon allein, um so halbwegs auf dem laufenden zu bleiben. Gelegentlich kommt mir da der eine oder andere Artikel unter die Finger, bei dem es sehr in den Fingern juckt und manchmal breitet sich der Juckreiz über den ganzen Körper aus und wird so unerträglich, dass mich die Schreibwut befällt und ich nicht mehr anders kann. Vor allem, wenn ich mal wieder absoluten Unsinn von selbsternannten Experten lesen muss.

„Die 7 größten Fehler von Blog-Neulingen und wie man sie sicher vermeidet“ ist das Thema, welches mich heute zum schreiben animiert. Oder vielmehr die Erklärungen des Experten sind es, die ich im Einzelnen mal kommentieren möchte. Beginnen wir mit Punkt 1 der ultimativen Liste:

1. Absolute Unkenntnis der technischen Begebenheiten des Internets im allgemeinen und der Blogosphäre im speziellen

Zitat:

  • Eigener Server vs. Webspace: Als Faustregel sollte man sich merken, daß der eigene Server unablässig ist für jedweden professionellen als auch semi-professionellen Gebrauch eines Blogs, während Webspace – kostenfreier als auch günstiger – allenfalls für wenig ambitionierte Blogger taucht.
  • Wahl der Blog-Software vs. Blog-Anbieter: Aus meiner Sicht ist es unumgänglich WordPress als Blog-Software der Wahl einzusetzen. Flexibilität und Einfachheit sprechen für WordPress, zudem kostet es nichts, denn WP ist Open-Source-Software. Als Blog-Software Nr. 1 hat es sich darob weltweit durchgesetzt. Die Nutzung einer der vielen kostenfreien Blog-Anbieter wie Blogger (Blogspot) oder Blog.de ist grundsätzlich keine schlechte Wahl, sofern man keine großen Ansprüche an seinen Blog hegt. Zu sehr ist man in den Einstellungsmöglichkeiten beschränkt.
  • Grundkenntnisse in Sachen SEO: Um wenigstens gewisse grobe Kenntnisse kommt man nicht umhin. SEO steht für Suchmaschinen-Optimierung und bedeutet, daß man den eigenen Blog für die Erfordernisse von vor allem Google anpassen muß, um von Google nicht abgestraft zu werden. Häufigster Fehler ist und bleibt Duplicate Content.

Oha, das fängt ja gut an. Einen eigenen Webserver muss er haben, der Neublogger. Von Ausfallsicherheit und Loadbalancing lese ich da gar nichts, wie soll ein einzelner Webserver mit den tausenden von Anfragen in der Stunde umgehen können, die über das neue Blog hereinbrechen? Was ist, wenn das System unter der Last zusammenbricht und nicht mehr erreichbar ist? Wie kann man hier vorbeugen? Reicht es, den SQL-Server doppelt auszulegen und ist round robin für die Serverfarm die ideale Lösung oder soll ich direkt auf HA-Lösungen zurückgreifen?

Nun, die Aussagen des „Experten“ sind natürlich Unsinn und zeigen deutlich seine absolute Unkenntnis der technischen Begebenheiten des Internets im allgemeinen und der Blogosphäre im speziellen.
Jeder Webspace ist für einen Einstieg gut genug, sofern der Anbieter eine gewisse Zuverlässigkeit garantieren kann, PHP und MySQL unterstützt werden und man sicher gehen kann, nicht durch einen zufälligen plötzlichen Anstieg der Besucherzahlen in den Ruin getrieben zu werden, weil die Traffic-Kosten das eigene Gehalt übertreffen. Informiert Euch über die Voraussetzungen, die die Blogsoftware Eurer Wahl erwartet und sucht Euch den passenden Webspace für Euren Geldbeutel beim passenden Anbieter. Und selbstverständlich MUSS ES NICHT WordPress sein, mit dem Ihr Eure Beiträge schreibt. WordPress ist durchaus weit verbreitet, wird ständig weiter entwickelt und ist für viele sicherlich recht einfach zu bedienen. Aber es gibt durchaus andere interessante Lösungen, die den Job definitiv genau so gut machen.

Es reicht für viele auch vollkommen aus, bei einem der bekannten Bloghoster mit ein paar Mausklicks ein Blog zu erstellen und dort zu schreiben. Großer Vorteil: Auch technisch unbedarfte können sich so sehr schnell dem widmen, worum es beim bloggen geht: dem Schreiben. Und dafür sind ganz sicher keine Grundkenntnisse ich Sachen SEO nötig. Die benötigt man nur, wenn man im virtuellen Schwanzlängenvergleich einen der vorderen Plätze belegen will. Richtige Blogger sind sich allerdings der Tatsache bewusst, dass Bloggen ganz sicher nichts mit einem Wettstreit zu tun hat, den man in den SERPs austrägt.

A propos Wettstreit:

2. Bloggen ist kein Sprint, sondern ein Marathon

Bloggen ist nichts, was man im Vorbeigehen erledigt und nach wenigen Postings abgeschlossen ist. Es bedarf einer Strategie, um auf Dauer Erfolg haben zu wollen. Man muß sich vergegenwärtigen, daß Bloggen nichts anderes ist, als eine Website dauerhaft zu führen. Aktuelle Inhalte sind ein Muß, kontinuierliches Veröffentlichen neuer Beiträge – also bloggen – nahezu eine Pflicht. Zum Bloggen gehört Ausdauer.

Betrachte ich diese Aussage, dann fällt mir direkt die wichtigste Frage ein, die sich ein angehender Blogger stellen sollte: Weshalb und für wen will ich bloggen? Will ich bloggen, weil ich Alpha-Status erreichen möchte, will ich der wichtigste Blogger auf Erden sein, an dem kein Mensch mehr vorbei kommt? Oder will ich einfach nur bloggen, weil ich Spaß daran habe oder etwas zu sagen habe oder einfach die Dinge heraus lassen möchte, die mich bewegen? Wenn man diese Fragen für sich beantwortet, dann wird man die Aussagen in Punkt 2 recht zügig in der Mappe „Unsinn“ abheften.

Es gibt kein „Muss“, es gibt keine Pflichten. Es ist DEIN Blog, Du schreibst, weil Du etwas schreiben möchtest und nicht, weil Du Dich dazu verpflichtet fühlst. Blogs sind keine Newsticker, die immer und zu jeder Zeit aktuell sein müssen. Du allein entscheidest über Umfang und Häufigkeit Deiner Beiträge. Und niemand sonst…

3. Kein klares Blog-Profil und keine eindeutiger Fokus und Ziel

Um wenigstens 2 Fragen kommt man nicht umhin: Warum und weshalb willst Du bloggen? Was möchtest Du erreichen? Anhand dieser Fragen sollte man seinen Blog ausrichten. Es gilt Dritte, nämlich Leser, von seinem Blog zu überzeugen. Erforderlich ist hierzu, daß man den potentiellen Lesern aufzeigt, was sie von Deinem Blog konkret an Hilfe und Informationen erwarten können.

Diese Fragen habe ich in ähnlicher Form schon ein paar Zeilen weiter oben aufgeworfen. Allerdings in einem etwas anderen Kontext. Hier tauchen sie wieder auf und sollen zu der Erkenntnis führen, dass man als Blogger eine Verantwortung gegenüber seinen potentiellen und tatsächlichen Lesern hat. Diese Verantwortung hat man sicherlich in begrenztem Maße, allerdings nicht unter dem Gesichtspunkt, den Lesern gegenüber eine Verpflichtung einzugehen. Wieder daran denken: Es ist DEIN Blog! Wenn Du also Experte auf einem bestimmten Gebiet bist und andere an Deinem Wissen teilhaben lassen möchtest, dann mach es. Wenn Dich einfach nervt, was Tag für Tag in der Welt passiert, dann schreib darüber. Und wenn Dir jeden Tag etwas vollkommen anderes einfällt, dann füll Dein Blog eben damit. Es soll ja sogar Leute geben, die einfach nur über ihren Alltag berichten, hört hört! Wer etwas davon lesen will, wird es tun.

4. Falsche und damit zumeist völlig überzogene Erwartungen bzgl. Traffic und Geld-Verdienstmöglichkeiten

Übernachterfolge von Blogs, die von heute auf morgen tausende Besucher auf sich ziehen und massig Geld machen sind derart selten, daß man keinen Gedanken an die Möglichkeit dieser Form des Blog-Erfolgs verschwenden sollte. Weit eher könnte man einen Lotto-Gewinn als Einnahmequelle fest einplanen. Geld kann man prima mit Blogs verdienen und auch Traffic ist kein Problem – sofern man weiß, wie man es macht. Tips und Erfahrungen alteingesessener Blogger sind daher als Referenz unumgänglich.

In diesem Abschnitt werden die wahren Ambitionen des Verfassers mehr als deutlich heraus gestellt. Er füllt sein Blog einzig und allein aus einem Grund: Er will damit Geld verdienen. Wenn das für Dich der Grund ist, weshalb Du mit dem Bloggen anfangen möchtest – vergiss es. In jedem Aushilfsjob wirst Du die nächsten Jahre mehr Geld verdienen als mit Deinem Blog. Und glaube mir: die meisten Leser werden recht schnell merken, dass Geld der Grund ist, weshalb Du bloggst. Sollte es dennoch Dein Ziel sein, dann gelten manche der hier zitierten und kommentierten Aussagen möglicherweise für Dich. Aber bereite Dich auf einen langen Weg vor…

5. Keine PR-Strategie, um Leser gezielt und systematisch erschließen zu können

Stell Dir vor, jemand hat das Geheimnis ewigen Lebens enthüllt, doch außer ihm weiß es niemand. Ohne PR geht es auch in der Blogosphäre nicht, im Gegenteil. Man muß Werbung für seinen Blog machen. Die Leute müssen wissen, daß Du mit Deinem Blog gewisse Themen ansprichst.

Leser sind keine Rohstoffe, die man erschließen muss. Leser sind etwas was man sich verdient, wenn man interessante Themen behandelt, interessant schreibt oder vielleicht auch einfach nur unterhaltsam ist. Sicherlich sollte man ein wenig umtriebig sein, um dem eigenen Blog ein gewisses Maß an Erstbesuchern zu gönnen. Verlinkung fremder Beiträge wäre da ein Punkt, Kommentare in anderen Blogs ein weiterer. Verlinkungsorgien in Yigg & Co. zählen aber eher zu den schlechtesten Methoden, um Leser zu buhlen. Kurzfristig mag man so vielleicht eine gewisse Anzahl von Besuchern anlocken, bietet man ihnen jedoch nur irrelevante Informationen, sind sie genau so schnell wieder weg und fühlen sich über kurz oder lang genervt von den ständigen Verlinkungen in den diversen „Social“-Diensten.

6. Falsche Textgestaltung und fehlende Berücksichtigung der Lesegewohnheiten im Internet

Grundsätzlich ähnelt das Publizieren von Texten im Internet jener Form, wie es auch mit Büchern und Zeitungen getan wird. Allerdings gibt es auch und gerade durch die technischen Möglichkeiten des Internets Unterschiede, die es zu berücksichtigen gilt. Struktur und Gestaltung heben sich von herkömmlichen Medien ab. Wer diese neuen Techniken anzuwenden weiß, verbessert seinen Blog ernorm.

Sicherlich ist dieser Punkt nicht vollkommen irrelevant. Aber: Vieles davon ist sehr vom eigenen Geschmack geprägt. Es gibt nicht DIE Lesegewohnheit, genau so wie es nicht nur DIE eine Methode gibt, ein Steak zuzubereiten. Es gibt gewisse Grundregeln zu beachten – ein Steak schmeckt beispielsweise überhaupt nicht, wenn es vollkommen verkohlt ist. Und Texte sind nahezu ungenießbar, wenn sie aus einem wilden Buchstabenhaufen bestehen.

Ein Text sollte durchaus leserlich formatiert sein und in einer Schriftgröße daher kommen, die man ohne Lupe entziffern kann. Hilfreich ist auch, wenn man die Buchstaben vor dem Hintergrund klar erkennen kann. Eine gewisse Struktur ist sehr hilfreich, Absätze sind hier nützlich, Zwischenüberschriften etc. Lange Buchstabensalate ermüden nun einmal beim lesen, deshalb einfach ein wenig darauf achten wie Texte formatiert sind, die Dich ansprechen. Wenn es Dir gefällt, muss es nicht allen anderen zusagen. Aber sicherlich werden sich Personen finden, die Deinen Geschmack teilen.

7. Das Nichtberücksichtigen von Infos, Tips und Tricks der Experten

Experten-Blogs sind wie Fachmagazine. Spezielle Themen rund um das Bloggen werden etwa auf (hier das „Experten“-Blog Deiner Wahl einsetzen) behandelt, damit Du Dich auf Bloggen konzentrieren kannst. Ist ein Update Deiner Blog-Software herausgekommen? Gibt es neue Geldverdienst-Möglichkeiten? Wie kann ich meinen Blog durch Tricks und Kniffe verbessern? Mit diesen Themen kann man sich selbst beschäftigen, oder aber auf Blogs vertrauen, die sich der Aufbereitung dieser Themen verschrieben haben.

Oha, jetzt wird es gemischt. Der Autor will hier dem Leser eines vermitteln: Wenn Du meine Tipps nicht als Evangelium betrachtest und Buchstabe für Buchstabe befolgst, dann wird aus Dir niemals ein Blogger werden. Das bringt mich nun zu meinem letzten und entscheidenden Fehler, den Blog-Neulinge begehen können:

8. Das Befolgen der Anweisungen so genannter „Pro“-Blogger und selbsternannter Blog-Gurus

Ja, jetzt komme ich zur Kernaussage meines Beitrages (recht spät, ich weiß): Jeder, der Dir erklären will wie Du bloggen musst oder sollst, hat nicht verstanden, worum es beim bloggen geht. Bloggen ist kein Wettstreit, bloggen erfordert keine Regeln (mal von den gesetzlichen Bestimmungen abgesehen), bloggen ist letzten Endes nur eine Möglichkeit, sich zu artikulieren. Worüber Du schreibst, ist Dein Ding, in welcher Form das geschieht, Deine Sache. Ob Du 5000 Leser am Tag hast oder nur 100 – spielt alles keine Rolle.

Du bloggst, weil Du etwas zu sagen hast oder Du Dir die Zeit vertreiben willst, vielleicht suchst Du auf diese Weise aber auch Kontakt zu Gleichgesinnten. Natürlich gibt es auch Blogger, die damit Geld verdienen, keine Frage. Es sind meist Experten auf ihrem Gebiet, die irgendwann das Glück hatten, mit ihrem Blog und dem was sie schreiben sehr viele Besucher angelockt zu haben und diese auch halten können. Das lässt sich sicherlich auch in bahre Münze umwandeln, keine Frage. Und natürlich gibt es wie überall auch hier Menschen, die auf einen Zug aufspringen und versuchen, auf diese Weise ihr Einkommen zu sichern und sich zu Blog-Experten aufschwingen, ihr Evangelium als das einzig wahre in die Welt hinaus posaunen und letzten Endes nur Themen aufwärmen und oft genug von dem, was sie da schreiben, nicht wirklich viel Ahnung haben. Diese Menschen erkennst Du meist daran, dass ihre Texte von Hinweisen nur so überquellen, wie wichtig es doch sei, ihre Anweisungen zu befolgen. Sie schmücken sich mit Titeln wie „Pro-Blogger“ und verkaufen seichte, allgemeingültige Floskeln als die ultimativen Tipps.

Vor allem aber wirst Du diese Menschen an einer Tatsache erkennen: In ihren Beiträgen dreht es sich nahezu immer nur darum, wie mit diesem Medium Geld verdient werden kann, wie man möglichst viele Besucher auf sein Blog lockt, wo man wie am besten sein Blog für Werbezwecke anbietet usw. Diese gab es schon immer und wird es auch immer geben. Aber das sind sicherlich nicht diejenigen, die man sich als Vorbild nehmen sollte, wenn man sein erstes eigenes Blog auf die Beine stellt.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim bloggen!

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