Amoklauf in Winnenden

Ich war heute recht beschäftigt und habe relativ spät (für meine Verhältnisse) ein paar Minuten Zeit gefunden, meine übliche News-Runde im Netz zu drehen. Zunächst ein kurzer Blick in Twitter und da sprang es mir auch schon entgegen: In Winnenden ist etwas passiert. Einige Minuten später wurden meine ersten Befürchtungen dank Hashtag dann auch bestätigt: Wieder mal ein Amoklauf an einer Schule. 17 Tote (inkl. Täter, inzwischen wird von einer korrigierten Zahl 15 gesprochen) und jede Menge Leid und Kummer. Ein 17jähriger dringt in die Albertville-Realschule in Winnenden ein, erschießt Schüler und Lehrer. Tötet weitere Menschen auf der Flucht und wird letztlich selbst bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Wieder mal eine schreckliche Tat. Meine Gedanken sind im Augenblick überwiegend bei den Opfern und deren Angehörigen.

Aber irgendwie schweifen die Gedanken auch ein wenig ab und ich versuche zu sortieren, wie mich die ganzen Berichte überrollt haben. Im Sekundentakt prasselten bei Twitter die „Erkenntnisse“ herein, Bild veröffentlichte natürlich bereits Fotos und den Namen des Täters und stellt „Abschußcharts“ auf, wildeste Spekulationen machen die Runde und selbstverständlich tauchen bereits die ersten Erwähnungen von Killerspielen auf (hier und hier nett „Ballerspiele“ genannt).

Twitter hat heute traurige Berühmtheit hierzulande erlangt. Die erste Nachricht überhaupt kam von einer Twitter-Userin, die Freunde warnen wollte. Daraufhin verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer und die Medien werden nicht müde, über diese Tatsache zu berichten. Fast kommt es mir so vor, als würde die Berichterstattung über die eigentliche Tat versuchen, mit den Twitter-Meldungen Schritt zu halten.

In den nächsten Tagen wird es sicherlich viele Deutungsversuche und Ursachenforschung geben, die wirklichen Hintergründe und Ursachen der Tat werden aufgrund des Todes des Täters aber wohl nie so ganz aufgeklärt werden. Ganz sicher werden wir wieder eine Diskussion um Killerspiele erleben, jede Menge Aktionismus und Populismus seitens der Politiker und leider auch jede Menge Trauer und viele Fragen.

Ich bin immer etwas ungeschickt darin, Mitgefühl auszudrücken. Auch weil ich immer das Gefühl habe, damit niemandem wirklich zu helfen, im Gegenteil eher noch Salz in die Wunden zu streuen. Und gerade angesichts solch schrecklicher Ereignisse wie heute überlege ich, wie man in solchen Momenten Angehörigen der Opfer helfen kann, mit diesem Verlust umzugehen. Ich weiß es nicht, ganz ehrlich. Das Bedürfnis, diesen Menschen in irgendeiner Form Anteilnahme zu zeigen, ist sehr groß. Aber wie eben bereits erwähnt fühl ich mich dabei hilflos und bin am Ende doch nur wieder stiller Zuschauer. Bis auf diesen Beitrag. Der irgendwie zum sortieren meiner Gedanken geschrieben werden wollte/musste.

Update: Die üblichen Verdächtigen sind natürlich wieder sofort zur Stelle.

Fernab dessen müsse zudem geklärt werden, ob Tim K. Killer- und Gewaltspiele auf dem Computer gespielt habe: „Nicht jeder Nutzer macht einen Amoklauf, aber ein hoher Anteil unter den Amokläufern hat Killerspiele genutzt“, so Beckstein zu SPIEGEL ONLINE: „Da sollten wir nachbohren.“

Ich könnte echt kotzen!

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