Die besten „Argumente“ gegen Pseudonyme
Um meinen Beitrag zur Diskussion um Klarnamenpflicht nicht noch weiter aufzublähen, hatte ich mich auf ein paar wenige typische Beispiele beschränkt, welche „Argumente“ von Klarnamenbefürwortern in die Diskussionen eingebracht wurden. Die ganze Absurdität dieser „Argumente“ lässt sich aber meiner Meinung nach erst dann erkennen, wenn man sie in ihrer ganzen Vielfalt bewundern kann.
Da ich hier aber niemanden vorführen oder lächerlich machen möchte, zitiere ich die Top-Argumente ohne Namensnennung, auch wenn die Verfasser anderswo mit ihrem Namen dazu stehen, wie sie sagen. Wer sich wiederfindet und seinen Namen erwähnt wissen möchte, darf das jedoch gern in den Kommentaren anmerken, ich trage den Namen dann gern nach.
Sicherlich werde ich es nicht schaffen, auf einen Schlag sämtliche „Top-Argumente“ gegen Pseudonyme zu finden und hier zu posten. Tipps sind willkommen, darüber hinaus ergänze ich hier, wenn ich neue Glanzleistungen der Argumentation finde. Klarnamenbefürworter dürfen sich hier gern bedienen, wenn ihnen die „Argumente“ in einer Diskussion einmal ausgehen sollten.
Beginnen wir mit einem Klassiker, den man in vielfach abgewandelter Form immer wieder antreffen wird:
„Ich halte auch nichts von Pseudoymen – wer sich nicht zu erkennen geben will, soll sich doch dann auch aus den sozialen Netzwerken raushalten.“
„Die „anonymen Gestalten“ sollten sich hier trollen Es gibt doch bereits genügend Spielplätze für sie.“
„Wer das recht auf sein Pseudonym ausleben möchte ist bei FB und den üblichen Community Foren willkommen…“
„…wer ein Problem mit der Anonymität hat, sollte sich ohnehin nicht in sozialen Netzwerken tummeln.“
Ebenfalls ein Klassiker, dessen im Grundsatz falsche Aussage inzwischen wohl den Urban Legends zugeordnet werden kann:
„Es ist doch so, dass verbale Attacken immer von solchen Typen ausgehen, die Falschnamen angeben…“
„Das Verhalten der Menschen im Internet, wenn sie mit einem Pseudonym unterwegs sind, ist verbal betrachtet teilweise das letzte.“
„Es beleidigt, flucht und stalkt sich einiges besser mit nicht zurückverfolgbarem Pseudonymen.“
Schön ist auch „Wenn ich unter meinem richtigen Namen nicht ungefährdet reden kann, dann darf ich halt nicht reden“:
„Wenn ich weiß, daß ich vielleicht vom Staat, der Mafia oder wem auch immer beobachtet werde, dann halte ich einfach die Klappe. Wer nichts macht, dem passiert auch nichts. Ist ganz einfach.“
Ah, noch ein Klassiker, den wir ebenfalls in den unterschiedlichsten Variationen antreffen werden:
„Anmelden hier ist freiwillig, oder?“
„Es wird niemand gezwungen, bei Google+ oder irgendeinem anderen Netzwerk mitzumachen.“
„Wer hat euch denn gezwungen euch hier anzumelden? Ihr könnt doch genau so gut, zu Facebook, MySpace oder Knuddels gehen.“
„Dann meld‘ dich halt ab von Google+ oder joine erst gar nicht.“
Obrigkeitshörigkeit kann man hierzulande ebenfalls sehr gut schon „klassisch“ bezeichnen. Oder vielleicht doch eher „chronisch“?
„…es gibt kein Recht auf das Pseudonym. Mein Dienst, meine Regeln.“
„Lest die[Regeln] erstmal, bevor ihr euch alle aufregt. Wem sie nicht gefallen, es gibt hier bestimmt auch einen Profil löschen Button irgendwo. Und Tschüß…“
Wow, was für eine Aussage. Findet man, unterschiedlich formuliert, ebenfalls häufiger:
„Pseudonyme brauchen in erster Linie Feiglinge, die nicht zu ihren Worten stehen und Kriminelle.“
Eine etwas anders geartete Kategorie von „Argument“ – nur richtige Namen können ernst genommen werden, der Rest ist Kindergarten:
„Es zeugt nicht von geistiger Reife, sich hinter solch unsinnigen Nicks wie „plombombom“ oder ähnlichem zu verstecken. Wer als Diskussionspartner ernst genommen werden will, sollte auch mit seinem Namen dazu stehen, was er schreibt.“
„Kinderkacke. Nichts weiter.“
„Was den Realnamensverweigere
rn abgeht ist die Erkenntnis, dass Pseudonmye schlicht Kindergarten sind.“ „Der Name ist Bestandteil der Identität. Kinderkram, ihn hier nicht tragen zu wollen.“
„…diese kindischen Privacy Diskussionen gehen so langsam auf die Nerven.“
Schön ist auch, wenn Trolle trollen, dass Pseudonymträger trollen:
„Es ist doch ein soziales Netzwerk und kein Trollnetzwerk, ich weiss nicht was ihr alle daran so verwerflich findet, dass Google echte Namen durchsetzen will.“
„Das Usenet wurde inzwischen erfolgreich von Trollen kaputtgemacht und Stalker treten IDR auch dort mit Pseudo auf, sehr selten mit Realnamen.“
Wichtig ist natürlich auch, immer exakt zu wissen, wer etwas schreibt:
„Ich möchte mich hier mit Menschen unterhalten, nicht mit Fakeaccounts oder Leuten, die sich hinter Pseudos verstecken wollen.“
„Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe.“
Vollkommenes Unverständnis ist allerdings ebenfalls anzutreffen:
„… wenn du eh nichts bekannt geben willst über dich was suchst du hier?? Und das gilt für alle anderen auch…“
Das waren jetzt einige der deutlichsten Stilblüten, die mir in den Diskussionen aufgefallen sind. Und sie bestätigen meine in meinem Beitrag zu dieser Diskussion geäußerte Meinung: Niemand kann tatsächlich echte Argumente für eine Klarnamenpflicht vorbringen. Vielleicht wäre es sogar richtiger zu schreiben: Nahezu keiner der Klarnamenbefürworter ist überhaupt an einer Diskussion interessiert.
(Ich habe den Titel des Beitrages angepasst, da ich mich ursprünglich ein klein wenig vertan habe. Kann passieren…)