Blizzard goes Facebook

Manchmal frage ich mich tatsächlich, weshalb eigentlich immer wieder Unternehmen meinen, auf den Social Media-Zug aufspringen zu müssen. Jüngstes (und für mich herausragend negatives) Beispiel ist Blizzard.

Begonnen hat das Ganze mit den Character-Aktivitäten für World of Warcraft-Spieler. Eine Menge von dem, was der Character eines Spieles online veranstaltet hat, lässt sich im Arsenal nachvollziehen, auf Wunsch sogar per RSS-Feed. Ganz ehrlich: Muss ich nicht haben. Aber das war nur der Anfang…

Wesentlich tiefgreifender finde ich das, was Blizzard mit dem neuen Battle.net Freundschaftssystem einführt:

  • Richtige Namen für Freunde Eure Freunde erscheinen unter ihrem richtigen Namen auf eurer Freundesliste, zusammen mit allen Charakteren, die sie spielen. Vorbei sind die Tage, an denen ihr euch merken musstet, welcher Freund welcher ist. Ihr seht die richtigen Namen eurer Freunde auch dann, wenn ihr chattet, im Spiel kommuniziert oder deren Charakterprofile betrachtet.
  • Spieleübergreifender Chat Mit dem Freundschaftssystem könnt ihr in allen unterstützten Blizzard-Spielen Spiel-, Realm- und Fraktionsübergreifend mit euren Freunden chatten. Ihr befindet euch in World of Warcraft und sucht nach weiteren Spielern für euren Eiskronenzitadelle-Schlachtzug? Werft einen Blick auf eure Freundesliste, überprüft wer online ist und ihr findet mit Sicherheit einige Gildenmitglieder, die gerade ein gewertetes 2v2-Match in StarCraft II spielen. Mit dem Freundschaftssystem könnt ihr sie leicht erreichen und einladen.
  • „Rich presence“-Technologie In eurer Freundesliste stehen euch weitere Informationen über eure Freunde zur Verfügung. Findet heraus, was sie gerade machen sowie welche Spiele und Modes sie gerade spielen, all das in Echtzeit. Ladet den Kumpel, der grade in Dalaran herumsitzt, dazu ein, StarCraft II zu spielen, ohne befürchten zu müssen, dass ihr ihn bei einem Schlachtzug oder einem heißen Gefecht um Tausendwinter stört.
  • Seht alle Charaktere eurer Freunde Wenn ihr zustimmt, im Freundschaftssystem mit einem anderen Spieler befreundet zu seine, könnt ihr beide anschließend automatisch jeweils alle Charaktere des anderen in eurer Liste sehen. Dies gilt auch für alle Charaktere, die beide in zukünftigen Blizzard-Spielen erstellen werden, damit verbessert ihr euer soziales Netzwerk und bleibt immer in Verbindung mit den Leuten, mit denen ihr gerne zusammen spielt.

Im Klartext heißt das: Spieler, die auf meiner Freundesliste stehen, wissen alles über mich. Meinen vollen Vor- und Nachnamen, wann ich mit welchem Character in welchem Spiel auf welchem Server online bin und so weiter. Man wird also in Zukunft sehr genau überlegen, wen man auf seiner Freundesliste haben möchte. Privatsphäre ist gelaufen, mal einfach just for fun unerkannt mit einem kleinen Char questen geht nicht mehr. Selbst in einem anderen (Blizzard-) Spiel kann man sich nicht mehr verstecken. In meinen Augen ein Unding. Daher gibts nur eine Konsequenz für mich: eine leere Freundesliste.

Die Krone setzt Blizzard dem Ganzen nun mit seiner gestrigen Ankündigung auf:

„Die erste und wichtigste Änderung ist, dass in naher Zukunft alle Teilnehmer in den offiziellen Blizzard-Foren ihre Beiträge und Antworten mit ihrem richtigen Vor- und Nachnamen verfassen werden. Zusätzlich werden sie die Möglichkeit haben, auch den Namen ihres Hauptcharakters anzeigen zu lassen. Diese Änderung wird zunächst in allen StarCraft II-Foren in Kraft treten, wenn die neue Community-Seite vor dem Erscheinen des Spiels am 27. Juli veröffentlicht wird. Die World of Warcraft-Seite und die zugehörigen Foren werden folgen, wenn das Erscheinen von Cataclysm näher rückt. Bestimmte klassische Foren, wie zum Beispiel die klassischen Battle.net-Foren, werden unverändert bleiben.“

Vielen Dank, das muss ich nicht haben. Mach’s gut Blizzard-Forum, wir hatten eine schöne Zeit. Aber meinen kompletten Namen möchte ich definitiv NICHT im Forum lesen, daher werde ich maximal noch passiver Konsument sein, wenn es denn in Zukunft noch groß etwas zu konsumieren geben wird.

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