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Wem gehören die News?

Beim Don habe ich eben einen bemerkenswerten Artikel zu einem Thema gelesen, das seit 2 Tagen in der Blogosphäre seine Runde macht: Der Kommentar von Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung) zum Video der Hinrichtung Saddam Husseins. In diesem schrieb Herr Kornelius:

Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein und – so weit der Begriff in diesem Zusammenhang erlaubt ist – kulthaften Status annehmen werden.

Der Don analysiert das Thema sehr sachlich und stellt in seinem Artikel auch fest, wo die Journalisten tatsächlich der Schuh drückt: Sie dürfen nicht mehr entscheiden, was das Volk sehen darf und was nicht. Noch deutlicher als es in dem oben aufgeführten Zitat zu lesen ist sagte dies Birand Bingül in den Tagesthemen:

Vorbei an uns Journalisten, an unserem Ethos die Grenzen von Anstand und Voyeurismus zu bedenken. Vorbei an uns Journalisten, die erklären, einordnen, die Bilder auch nicht senden

Das ist tatsächlich ein Problem. Für die Journalisten. Die bislang das „Recht“ der Meinungsbildung für sich allein in Anspruch nehmen konnten/wollten. Und die nun erkennen müssen, dass ihnen dieses „Recht“ genommen wurde.

Was ich persönlich von dem Video der Hinrichtung und der makaberen Neugier der Menschen halte, habe ich bereits gesagt. Dennoch käme es mir nicht in den Sinn, dafür das Internet als Institution verantwortlich zu machen oder gar als Seuche zu verteufeln. Ich sehe das Internet als Medium, als Transportmittel für die Daten und Nachrichten, die mich interessieren. Und ich schätze dieses Medium aus genau dem Grund, der diese Journalisten dazu verführt, beleidigt aus ihren Büros heraus gegen das Medium zu protestieren: Ich allein kann entscheiden, was für mich interessant und wichtig ist. Ich filtere die News und Informationen in ihrer ganzen Fülle. Und werde eben nicht wie in den klassischen Medien nur mit bereits sorgfältig vorgefilterten Informationen versorgt. Durch das Internet wurde erreicht, dass sich diese Informationsfilterung von den Journalisten weg hin zum Leser verlagert hat. Und genau das ist richtig und wichtig.

Es ist durchaus nachvollziehbar, dass dies den herkömmlichen Journalisten und Redakteuren ein Dorn im Auge ist. Ebenso vielen Unternehmen, die sich seit ein paar Jahren mit der Tatsache auseinander setzen müssen, dass plötzlich Missstände und Verfehlungen öffentlich diskutiert werden, die es „früher“ im Höchstfall in ein kleines Lokalblättchen am Standort des Unternehmens geschafft hätten. Aber genau diese Möglichkeiten sind für die Leser (und auch Verbraucher) ein riesiger Gewinn.

So nach und nach setzt sich nun doch auch in den Kreisen der Redakteure, Journalisten und auch Unternehmen die Erkenntnis durch, dass das Medium Internet eine Abkehr von der bisher gewohnten Denk- und Vorgehensweise notwendig macht. Das Monopol der Meinungsbildung ist längst gebrochen. Jetzt stellt man fest, dass man das Internet nicht allein zum eigenen Vorteil (sprich: Reichweitenerhöhung und Umsatz- bzw. Gewinnmaximierung) nutzen kann, sondern auch mit den Gegebenheiten dieses Mediums leben muss. Dieses Medium ist keine Einbahnstraße, die Kommunikation oder Informationsverteilung nur in eine Richtung zulässt. Und daran wird man auch nichts ändern können, wenn man, wie es nach wie vor bei vielen Präsenzen der klassischen Medien im Internet der Fall ist, weiterführende Links zu Berichten und Artikeln „vergisst“ oder nur für die eigene Publikation anwendet. Google & Co. sind nur einen Mausklick weit entfernt…

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Media Markt mit neuem Mehrwertsteuermärchen?

„Ohne 19% Mehrwertsteuer“ lautet derzeit die Werbung bei Media Markt. Klingt erst mal verlockend, oder? Angesichts solcher Berichte macht sich jedoch wieder einmal wie erwartet Ernüchterung breit. Und mir drängt sich die Frage auf: Wiederholen sich diese Ereignisse mal wieder?

Zudem erstaunt mich angesichts solcher Aktionen immer wieder, wie da rechnerisch vorgegangen wird. Laut Media Markt werden vom ausgezeichneten Preis 19% abgezogen (im Kleingedruckten der Anzeigen steht: „Sparen Sie volle 19% vom Verkaufspreis“). Das entspricht jedoch nicht den 19% Mehrwertsteuer, denn die wird bekanntlich auf den NETTO-Preis aufgeschlagen, so entsteht der Brutto-Preis, also der Verkaufspreis.

Kleines Rechenbeispiel: Ein Produkt kostet netto 100 Euro, inkl. 19% Mehrwertsteuer also 119 Euro. Würde hiervon die Mehrwertsteuer wieder abgezogen, kostete das Produkt also 100 Euro. Media Markt schreibt aber nun „19% vom Verkaufspreis“, das macht bei 119 Euro 22,61 Euro, der Kunde zahlt also nur 96,39 Euro. Netter Rabatt also, oder? Wenn solche Berichte wie der eingangs verlinkte nicht wären…

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StudiVZ nun verkauft – an Holtzbrinck

Unfassbar, das Privacy-Grab StudiVZ wurde nun doch tatsächlich verkauft. Holtzbrinck heißt der Käufer und nicht, wie lange vermutet/befürchtet Facebook. Nun, ob Facebook jemals wirklich Interesse hatte und durch die Schlagzeilen der letzten Monate abgeschreckt wurde werden wir sicher nie erfahren. Was aber offenbar durchgedrungen ist, ist der Kaufpreis. Von ca. 100 Mio. Euro ist die Rede, was man in den Kommentaren des zugehörigen Blogeintrags bei StudiVZ als „total überzogen“ darstellt. In der offiziellen Pressemitteilung heisst es:

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Es erstaunt mich nicht wirklich, dass ein frecher Ideenklau wieder einmal zu solch einem freudigen Ausgang für die Macher geführt hat. Was mich allerdings erstaunt ist die Tatsache, dass man bei Holtzbrinck offenbar doch eine Zukunft für den Laden sieht, sonst wäre nicht solch ein Betrag gezahlt worden. Allein um die Nutzerdaten kann es nicht gegangen sein, die hätte man auch schon vorher für lau abgreifen können. Also sieht man offenbar Wege aus der Krise und Möglichkeiten, mit dem Portal Geld zu verdienen. Auch wenn der Verkauf sicher zu einer weiteren Welle der Abmeldungen führen wird. Denn wie liest man nun auch vermehrt in den Kommentaren zu dieser Ankündigung?

Ich denke es sollte nicht verkauft werden?

Nun, es dauert eben manchmal, bis es auch die letzten begreifen. 😉 Hach ist das alles schön gruschelig!

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Saddam Execution – Futter für Sensationsgeile

Betrachtet man dieser Tage einmal die Technorati Top-Searches, dann zeigt sich mit einer erschreckenden Beständigkeit das folgende Bild:

saddam_execution.png Gesucht wird also offensichtlich fast nur noch nach dem Video der Hinrichtung von Saddam Hussein. Wie sensationsgeil sind die Leute denn alle, frag ich mich da?! Gibt es nichts wichtigeres, als sich so ein makaberes Video rein zu ziehen?

Saddam Hussein wurde hingerichtet, ok. Man war der Meinung, dies sei die gerechte Strafe für einen Diktator wie ihn, der selbst unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat. Ich selbst bin der Auffassung, den hätten sie bei Wasser und Brot den Rest seines Lebens irgendwo schuften lassen sollen, statt sich mit ihm auf eine Stufe zu stellen. Aber gut, das mögen andere anders sehen. Aber sich dann noch wie Geier auf das Video der Hinrichtung zu stürzen, irgendwie find ich das dann mal so richtig befremdlich. Und wenn ich sehe, dass Suchanfragen a la „Saddam Execution Video“ und „Saddam Execution“ schlagartig die Top10 dominieren… da wundert mich garnix mehr.

Ich werde das Video nicht verlinken, auch wenn ich den Link schon auf diversen Seiten gesehen habe. Da misch ich nicht mit, meine Meinung dazu hab ich hiermit kund gegeben. Solchen Schund will ich nicht verbreiten und zudem trägt genau dieses Video nur noch mehr dazu bei, dass Saddam für seine fanatischen Anhänger nun zum Märtyrer wird.

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