Wer jetzt angesichts dieser Überschrift erwartet, hier die ultimative Blogger-Bedienungsanleitung für Marketingmenschen zu finden, den wird das kommende sicherlich enttäuschen. Hätte ich sie, dann würde ich sie sicher nicht preisgeben. 😉 Aber so ein klein wenig meines persönlichen Empfindens werde ich hier definitiv vom Stapel lassen, einfach weil es grad mal drückt.
Würde ich die Popularität und den Status meines Blogs anhand empfangener Pressemitteilungen messen würde ich sagen: Hey Meister, Du bist auf dem Weg nach ganz oben. Weil ganz allmählich werden es mehr und mehr Marketingmenschen, die meine Mailadresse auf dem Verteiler haben und mir bei allem, was irgendwie nach Internet klingt, eine „Kopie“ ihrer mühsam in Worte gegossenen Pressemitteilung zukommen lassen. An dieser Stelle: Vielen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und es macht mich stolz, Ihnen meine Wichtigkeit nahe gebracht zu haben.
Aber zurück zum Thema. Mir fällt auf, dass die Form der Kommunikation mir gegenüber von einer Art ist, die mich persönlich aber auch sowas von überhaupt nicht anspricht. Schon die Einleitung der Mails ist meist extrem unpersönlich:
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei finden Sie die aktuelle Pressemitteilung der Firma XYZ.
Ich bin keine Damen und Herren. Und schon in der 2. Hälfte des ersten Satzes wird mir hier die Pressemitteilung um die Ohren geknallt. Hallo? Ich kenn Euch gar nicht! Und ihr fallt hier mit der Tür ins Haus, werft mir eine Mappe mit einem Text vor die Füße und seid auch schon wieder verschwunden. Formuliert ist das Ganze so dass man glauben könnte, ich hätte diese Mitteilung angefordert.
Falls Sie Fragen haben oder Bildmaterial benötigen, stehen wir gerne zur Verfügung.
Prima, dankeschön, das ist äußerst großzügig. Klar steht ihr, ist schließlich Euer Job.
Und schon kommt nach einer Verbschiedungsfloskel die Pressemitteilung. Und irgendwie hab ich nun meist schon gar keine Lust mehr, hier weiter zu lesen. Auch weil ich mit Formulierungen wie „XYZ revolutioniert den Markt ABC“ oder „…ermöglicht mit seiner innovativen Idee auf ganz einfache Art…“ oder gar „…setzt nun seinen Siegeszug im europäischen Raum fort….“ nix anfangen kann. Der Brüller ist auch noch „XYZ hat sich das Ziel gesetzt, 10 Millionen registrierte Nutzer in den ersten 24 Monaten zu erreichen.“. We are the champions…
Kinders, JEDER schreibt in seiner Pressemitteilung, dass er irgendwelche Märkte revolutioniert oder überrollt. Innovativ ist alles und es interessiert mich überhaupt nicht, welche Ziele Ihr Euch gesetzt habt. Ich hab mir das Ziel gesetzt, noch dieses Jahr mindestens 10Mio. Euro im Lotto zu gewinnen! Wessen Chancen stehen besser?
Wenn Ihr wollt, dass ich oder andere Blogger über Euren neuen Dienst schreiben, dann solltet Ihr wirklich etwas anders vorgehen. Macht mich an mit Eurer Infomail, macht mich neugierig, dass ich mir UNBEDINGT anschauen will, was Ihr da verzapft habt. Und dann seht zu, dass ich das auch tatsächlich ausprobieren kann, ohne mich erst durch irgendein bescheuertes Registrierungsprocedere kämpfen zu müssen. An diesem Punkt ist so eine Seite für mich nämlich schon tot, bevor ich überhaupt gesehen habe was sie mir bietet. Ich registriere mich nur dann, wenn ich es tatsächlich für richtig halte. Nicht weil ihr wollt, dass ich mir Eure Seite mal anschaue…
Und bitte kommt mir jetzt aber auch nicht gleich auf die pseudojugendliche, kumpelhafte Tour. Das mag ich genau so wenig. Ja, wir Blogger sind sensible, zarte Pflänzchen, keine abgebrühten Journalisten, die man nur noch mit Superlativen wachrütteln kann. Schreibt mir einfach wer Ihr seid, weshalb Ihr der Meinung seid, mich könnte Eure Information interessieren und vor allem, woher Ihr mich kennt. (Übrigens: Jeder schreibt mir, er wäre ein Stammleser meines Blogs. Ist auch nicht immer glaubwürdig…) Und dann schreibt mir einfach, was Euer neuer Dienst tut, wie er es tut und warum. Ohne großes Marketinggeschwafel und Prognosen – einfache, klare Sätze. Dann sagt mir, wie ich das Teil ausprobieren kann, FALLS es mich interessiert. Und wenn es mich dann tatsächlich interessieren sollte und mir sogar gefällt…dann könnte es passieren, dass ich darüber schreibe.
Und nur dann!