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Von PR und Bloggern

Caschy hat einen interessanten und länglichen Beitrag verfasst, in dem er sich zum Bloggen an sich und vor allem aber seiner Art zu Bloggen und zu seinen Intentionen äußert. Auf jeden Fall lesenswert und speziell der Abschnitt „Von PR und Bloggern“ spricht mir aus der Seele.

Ich habe mich diesbezüglich in der Vergangenheit kaum ausgelassen, aber auch bei mir trudeln seit eh und je die unterschiedlichsten Pressemitteilungen und PR-Infos ein und in mindestens 95% der Fälle empfinde ich das schon fast als Spam. Die ganzen Linktauschanfragen zähle ich da ja gar nicht mit, die laufen außerhalb der Wertung.

Sicherlich ist der Gedanke prinzipiell nicht dumm, Blogger mit Informationen zu versorgen oder auf interessante Dinge aufmerksam zu machen. Irgendein PR-Mensch sieht ein Blog, denkt sich „Hey, der schreibt über so viele Themen und unseren Bereich hat er auch schon angeschnitten, also schicken wir dem mal unsere Pressemitteilung“. Und das war es in der Regel auch. In meinem Posteingang stapeln sich derartige Meldungen und ich muss sagen: Nur in extrem wenigen Fällen hat mich der Inhalt auch nur ansatzweise dazu bewegt, mal auf einen der mitgelieferten Links zu klicken, geschweige denn, dass ich darüber schreiben wollte.

Bloggen funktioniert anders als Pressearbeit. Während eine Fachzeitschrift beispielsweise dazu gezwungen ist, über nahezu alle News im Themengebiet etwas zu schreiben, um aktuell zu bleiben, schreiben wir Blogger über Dinge, die uns interessieren oder bewegen. Wenn ich beispielsweise Andriod-Handys teste und einen Bericht über meine Erfahrungen schreibe (wie eben gerade aktuell), dann nur, weil mich das interessiert und ich Lust dazu habe. Nicht weil mir irgendeine Presseagentur eine nichtssagende Meldung geschickt hat. Im Gegenteil, ich wollte das und habe deshalb Hersteller angeschrieben. Die sogar tatsächlich zum Teil sehr offen auf meine Anfrage reagiert haben.

Ich habe genau wie Caschy (und sicherlich die meisten Blogger auch) keinen Bock darauf, jeder Presseinfo hinterher zu hecheln und darüber zu schreiben, nur weil es gerade mal etwas aktuelles ist und ganz grob in den Themenbereich passt, der mich interessiert. Was bringt es mir persönlich? Garnix. Hat etwas von Pflichtveranstaltung und fühlt sich auf jeden Fall unglaubwürdig an. Finde ich tatsächlich mal etwas, was mich interessiert, dann schreibe ich vielleicht darüber, weil ich etwas dazu mitteilen möchte und der Meinung bin, es könnte auch andere interessieren. Keinesfalls würde ich mich aber darauf einlassen, aus einem Gefühl der Verpflichtung heraus etwas zu schreiben. Ich fühle mich zu gar nichts verpflichtet, niemandem gegenüber. Und genau so behandle ich dann auch die PR-Infos, die in meinem Postfach auflaufen.

Schafft man es jedoch, mich neugierig zu machen, dann schaue ich mir sicherlich auch mal etwas an. Sagt es mir zu oder finde ich es erwähnenswert, dann äußere ich mich auch dazu. Wenn ich die Zeit hatte, es mir ausgiebig genug anzusehen. Es bringt aber niemandem etwas, hoffnungsvoll einen verschwurbelten Pressetext zu versenden und dann leicht säuerlich zu sein, wenn der arrogante Blogger es dann nicht mal für nötig erachtet, das auch zu erwähnen. Ich denke, PR-Arbeit mit Bloggern funktioniert vollkommen anders als das, was man für gewöhnlich unter PR-Arbeit versteht. Blogger selektieren in der Regel wesentlich kritischer, worüber sie schreiben wollen. Und müssen somit ganz anders motiviert und interessiert werden. Und sei ein Gadget auch noch so cool und neuartig – wenn ich es nicht in der Hand gehalten habe, kann ich dazu nicht viel sagen. Warum sollte ich also darüber berichten? Warum sollte ich in meinem Blog exakt die gleiche Meldung abladen, die meine Leser zu Hauff überall im Netz finden können, weil Hunderte mit der gleichen Pressemitteilung „verwöhnt“ wurden?

Caschy sagt es in seinem Beitrag: „Blogger mögen exklusive Infos. Hinterher ist alles langweilig.“ Genau so sieht es aus.

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Currywurst Saucen Tasting

Gestern Abend war Verkostung von Currywurst Saucen bei einem Freund. „Getarnt“ als Geburtstagsparty…

Hintergrund war, dass ein paar Freunde seines Sohnes seit eh und je meinten, seine (verdammt leckere) Currywurst Sauce wäre nicht mal ansatzweise scharf genug. Grund genug für ihn, gemeinsam mit seinem Lieferanten ein wenig zu experimentieren und die Sauce in 5 weiteren Schärfestufen zu produzieren. Die normale Sauce hatte (wie ich jetzt weiß) 200 Scoville und war ok, wenig scharf und gut essbar. Diese ist inzwischen als „Stufe 0“ deklariert… Neu hinzugekommen sind die Stufen 1 (1.000 Scoville) bis 5 (1.000.000 Scoville). Das beste dabei war sein teuflisches Grinsen, als er mir davon erzählte und sich auf die Gesichter der „Meckerer“ freute. Stufe 5 hatte sein Grinsen in etwa. Mindestens 😉

Um gar nicht lange um die heiße Currywurst drum herum zu reden: Stufe 5 ist die Hölle! Ernsthaft! Das teuflische daran ist: Die Sauce riecht einfach verdammt lecker und man ahnt gar nicht, was einem blüht wenn man sich daran versucht. Der erste Happen ist Klasse, im ersten Moment einfach nur lecker. Bis dann nach ein paar Sekunden die Wirkung einsetzt… Hier mal ein (doch noch relativ harmloses) Foto von Stufe 5.

Hatte leider in diesem Moment selbst noch ein wenig mit Brot und Jogurt gegen Stufe 5 angekämpft und demzufolge leider die besten Gesichtsausdrücke komplett verpasst. Wobei die wahrscheinlich erst heute zu sehen waren, schließlich muss das, was reinkommt, irgendwann auch mal wieder raus… 😉

Für mich ist Stufe 2 (5.000 Scoville) absolut ausreichend, mehr brauche ich definitiv nicht. Trotzdem wars mal interessant, das zu testen. Und es soll ja Leute geben, die es nicht scharf genug haben können, die dürfen sich gern mal daran versuchen 😉 Man kann die Mischungen für die Currywurst Saucen nämlich auch online bestellen.

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Das Netz ist ja sooooo grausam!

Nach dem Amoklauf in Lörrach jammert der Stern vor sich hin und bemängelt die fehlende Anteilnahme und Trauer im Netz. Rücksichtslosigkeit gegenüber den Opfern wird „dem Netz“ zum Vorwurf gemacht. Spott und Hohn sei das Einzige, was man dieser Tage im Netz zu Lörrach finden könne.

Im Artikel selbst wird aus dem „Netz“ zunächst „das Web“ und anschließend Twitter. Gut, damit wäre der Schuldige ja gefunden: Twitter, der Schlingel. Hat immer nur Spott und Hohn übrig, kein Respekt vor Opfern.

Doch wem genau gilt eigentlich der Spott? Der Täterin? Den Opfern? Fehlanzeige! Der Spott richtet sich (wie im Artikel durchaus auch korrekt bemerkt wurde) in erster Linie gegen den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, aber auch gegen die Politik im Allgemeinen. Denn jeder erinnert nur zu gut an die Beißreflexe „unserer“ Politiker nach Amokläufen wie in Winnenden oder Emsdetten. Schuldige wurden sehr schnell ausgemacht, die Killerspiele waren es. Immer. Ausnahmslos. Oder auch mal Paintball, was nach den Worten von Wolfgang Bosbach verboten gehört. Weil es „die Lust am Töten simuliert“.

Aufmerksamen Beobachter ist allerdings etwas ganz anderes aufgefallen: die Amokläufer nutzten richtige Waffen. Keine Paintball-Guns oder Pixel-Gewehre. Scharfe Waffen. Mit richtiger Munition. Die sie oder ihre Angehörigen besitzen durften, da sie Mitglieder in Schützenvereinen waren. Was immer wieder Grund für Kritik aus der Bevölkerung war. Hier wurde oft zu Recht gefragt: Warum sollen Privatpersonen scharfe Waffen besitzen dürfen?

Wer nun meint, dieses Thema würde von der Politik nun tatsächlich einmal aufgegriffen, da man ja gerade in der Zeit der Aufbereitung nach einem Amoklauf schnell mit Forderungen nach Verboten zur Stelle ist, der irrt. Bosbach selbst lehnt ein Waffenverbot ab. Denn „Ein Verbot des privaten Schusswaffenbesitzes würde die innere Sicherheit nicht erhöhen, sondern völlig neue Gefahrenquellen schaffen.“ Ja, genau der Bosbach der meint, Paintball gehöre verboten, weil es zu Amokläufen beiträgt.

Und da wundert sich der Stern tatsächlich über Spott?

Den Spöttern Respektlosigkeit gegenüber den Opfern vor zu halten ist zudem erbärmlich und dient nur einem Zweck: Die berechtigte, in Spott verpackte, Kritik ins Leere laufen zu lassen.

Nachtrag: Die Heuchelei ist nicht mal ganz so neu, wie man vielleicht glauben mag. Siehe hier.

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Google Street View: Mehr Pixel

Netzwertig fragt heute, wo Googles Schmerzgrenze liegen könnte. Gemeint ist: Angesichts Hundertausender Widersprüche (Spiegel) wird die Frage aufgeworfen, wann für Google Schluss sein könnte mit Street View in Deutschland. Ab 10% verpixelter Häuser? 25%?

Eine gute Frage sicherlich. Allerdings hoffe ich, Google wird Street View in Deutschland unabhängig von der Zahl der unkenntlich gemachten Hausfassaden online stellen. Und insgeheim wünsche ich mir ein wenig, später in Street View jedes 2. Haus verpixelt zu sehen. Denn deutlicher kann man uns Deutschen unsere Borniertheit sicher nicht vor Augen führen.

Hätte ich bei Google etwas zu sagen – ich würde Street View auch dann in Deutschland online gehen lassen, wenn jedes Haus unkenntlich wäre. Das erste Internet-Denkmal.

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