Behördliche Trojaner-Mails
Vorab das: natürlich meine ich trojanische PFERDE und nicht Trojaner, der (historische) Unterschied ist mir durchaus bekannt und bewusst, aber die Headlines sollen ja kurz, prägnant und knackig sein, gell? 😉
Aber zur Sache: Irgendwie finde ich die Pläne unserer Sicherheitsorgane ja schon ein klein wenig süß und naiv. Da lese ich doch gerade unter tagesschau.de:
Das Bundeskriminalamt arbeitet bereits an einem Projekt, das verschleierte Online-Durchsuchungen ermöglichen könnte, wie neulich bekannt wurde. Wegen einer rechtlichen Bewertungsstreites innerhalb der Bundesregierung liegt das Projekt allerdings vorerst auf Eis. Mit Online-Durchsuchungen würden die staatlichen Fahnder im einfachsten Fall auf klassische Weise per E-Mail digitale trojanische Pferde und anderer Schadsoftware auf den Ziel-PC einschleusen. Möglich wäre aber auch, dass die Zielperson zum Ansurfen einer unverdächtigen Website gelockt wird, von wo sich unbemerkt im Hintergrund das Spionageprogramm installiert. In hartnäckigen Fällen könnten die BKA-Beamten den PC durch einen gezielten Internet-Angriff über undokumentierte Schwachstellen des Betriebssystems und der Browser-Software „aufhebeln“.
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass nun mal nicht alle Welt Windows verwendet – wer öffnet heutzutage noch vollkommen unbedarft Anhänge einer Mail? Von einigen Immer-DAUs mal abgesehen. Natürlich, man könnte Schwachstellen in Mailprogrammen ausnutzen, aber da stünde man schon vor einer weitaus größeren Vielfalt. Von installierten Virenscanner mal abgesehen. Über kurz oder lang würde sicherlich jeder Scanner so etwas erkennen und sei es nur über die Heuristik. Ich musste auch grad schmunzeln bei dem Gedanken, es könnten dann Mails verschickt werden, in denen nette Links zu den Download-Versionen für die unterschiedlichen Betriebssysteme enthalten sind 😉 „Klicken Sie hier für Linux…“
Natürlich verbreiten sich heutzutage nach wie vor Viren und Trojanische Pferde, aber gezielt jemanden dazu zu bringen, sich so etwas einzufangen? Schwer vorstellbar.
Zudem, ihr tüchtigen Internet-Fahnder: Wer heutzutage etwas zu verbergen hat, hat auch genügend Möglichkeiten, es tatsächlich zu verbergen. Und ist auch geübt darin, ebenso im Umgang mit dem Internet. Zu glauben, auf diese Weise wirklichen Kriminellen (oder den Terroristen, für die das Internet ja laut Herrn Schäuble das Trainingscamp ist) das Handwerk legen zu können, ist in meinen Augen schon ein wenig mehr als nur naiv.
Die einzigen, die man mit dieser Methode fangen kann sind die armen Wichte, die sich keine Gedanken über die Sicherheit ihres PCs machen und auf deren Festplatten diverse MP3-Files und Videofilmchen kreiseln. Aber vielleicht ist das, wie auch für die Vorratsdatenspeicherung, ja der eigentliche, wahre Zweck dieser Ideen…