Vertrauenswürdige Sicherheitsdienstleister

hacker.gifComputersicherheit ist nun strafbar in Deutschland.

Wichtige, für die Arbeit von uns Netzwerkadministratoren und Sicherheitsexperten essentielle Werkzeuge sind nun in Deutschland verboten. Bestraft werden soll nun unter anderem die Herstellung, Überlassen, Verbreitung oder das Verschaffen von so genannten „Hacker-Tools“, die nach Art und Weise ihres Aufbaus darauf angelegt sind, illegalen Zwecken zu dienen.

Hier nun im Detail der komplette Wortlaut des betreffenden Artikels im durch „unsere“ Regierung neu geschaffenen Paragraphen 202c StGB:

Wer eine Straftat nach § 202a oder § 202b vorbereitet, indem er

2. Computerprogramme, deren Zweck die Begehung einer solchen Tat ist, herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verkauft, einem anderen überlässt, verbreitet oder sonst zugänglich macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Mit anderen Worten: Es wird den oben genannten Personen nahezu unmöglich gemacht, in Zukunft ihre Arbeit auszuüben. Für den Einsatz, die Herstellung oder die Überprüfung von Sicherheitslösungen im IT-Bereich ist es unumgänglich, mit der Arbeitsweise der „bösen“ Jungs vertraut zu sein, die Tools zu kennen, mit denen gearbeitet wird und diese auch zu nutzen, um die eigenen Sicherheitsvorkehrungen angemessen zu testen.

Neben der Tatsache, dass diese Einschränkungen der Möglichkeiten mich wieder in den Vermutungen bestärkt, die ich bereits vergangenes Jahr äußerte, ist hier auch der wirtschaftliche Faktor nicht zu unterschätzen. Die Sicherheitsbranche und IT-Dienstleister werden hiermit in ihrer Arbeit massivst behindert. Werkzeuge wie Nessus, die von Netzwerkadministratoren in ihrer täglichen Arbeit verwendet werden, sind ab sofort in Deutschland nicht mehr erlaubt. Das Herunterladen eines simplen Portscanners kann mich in Zukunft unter Umständen in den Knast bringen! Da mutet es fast wie Hohn an, wenn unser Bundesdatenmessi Schäuble ankündigt, für die Zukunft eine Zertifizierung „vertrauenswürdiger Sicherheitsdienstleister“ zu planen. Wie bitteschön soll ich mich in die Lage versetzen, mich auf solch eine Zertifizierung vorzubereiten? Solange ich diese Zertifizierung nicht habe, darf ich mir die Werkzeuge und Techniken nicht zulegen oder aneignen, will ich mich nicht strafbar machen. Es ist einem Administrator oder Sicherheitsdienstleister wie mir nicht mal mehr möglich, die Wirksamkeit der WLAN-Sicherheitsmechanismen zu überprüfen bzw. einem Kunden zu zeigen, wie unsicher seine Installation aktuell ist, wie leicht jemand in sein WLAN eindringen kann. Sollte ich das heimlich tun und er zeigt mich an – zack – vorbestraft!

Bin grad mehr als wütend, ganz ehrlich! Sämtliche Appelle an die Regierung wurden komplett ignoriert, mit der üblichen Arroganz wurden sämtliche Experten mit Nichtbeachtung gestraft und das Gesetz in vollem schwachsinnigen Umfang beschlossen. Das Aus für die Security-Branche in Deutschland, das Aus für Computersicherheit, das Aus für meine Toleranz. Die Regierung macht mir die Ausübung meines Berufs unmöglich, ich weiß nun, was ich zu tun habe!

Update: Der heise-Artikel zum „Hackerparagraphen“ ist ungewohnt unkritisch, enthält jedoch ein ein paar weitere Details.

via missi, Foto von Mr. President

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Katastrophales Gesundheitswesen

Diesen Bericht verlinke ich, weil er ganz deutlich zeigt, wohin sich zur Zeit unser Gesundheitswesen bewegt. Er steht für das, was tagtäglich in vielen Krankenhäusern und Pflegeheimen (ich sagte nicht in allen…) passiert. Der Autor merkt an, dass solche Dinge nicht passieren dürfen, erkennt aber gleichzeitig die Ursachen: Personalmangel.

Nun ist es ja nicht so, dass es hierzulande nicht genügend qualifiziertes Personal gäbe, im Gegenteil, es gibt genug und es wird auch fleißig weiter ausgebildet. Aber die meisten frischgebackenen Pflegekräfte landen nach ihrer Ausbildung oder ihrem Examen auf der Straße. Die Krankenhäuser bspw. bilden Jahr für Jahr reichlich Krankenschwestern aus, 1-2 Schwesternklassen haben die meisten pro Jahrgang. Und am Ende der Ausbildung landen im Schnitt 90% von ihnen auf der Straße. Während ihrer Ausbildung sind sie preiswerte Hilfskräfte, danach nur noch nutzlos. Eingestellt wird kaum, in vielen Krankenhäusern eher abgebaut. Wenn frischgebackene Krankenschwestern oder Pfleger nach ihrer Ausbildung übernommen werden, dann nur auf halben Stellen mit minimalstem Einkommen. Oder als Nachtschwestern. Im Dauerbetrieb. Für nicht einmal 5 Euro die Stunde (brutto). Viele gehen deshalb ins europäische Ausland, weil dort eingestellt wird und auch im Gegensatz zu Deutschland anständig für die Arbeit bezahlt wird.

Immer mehr Krankenhäuser werden privatisiert, die Städte verkaufen die Krankenhäuser an große Konzerne oder Konsortien die, oh Wunder, aus diversen privaten Krankenkassen und Pharmakonzernen gebildet werden. Die Gesundheit ist ein Geschäft, und das muss Gewinne abwerfen. Diejenigen, die die Arbeit tun und dabei wirklich eine ganze Menge leisten müssen, bleiben dabei auf der Strecke. Und natürlich die Patienten…

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Widerstand gegen Schäuble wächst

Wenn ich mich zur Zeit so in den Blogs umschaue dann kann ich voller Freude feststellen: Unserem (Noch-)Innenminister Wolfgang Schäuble bläst derzeit ein eisiger Wind ins Gesicht. Und dieser geht ausgerechnet von denen aus, die er doch so gern schützen möchte. Erinnert sich noch jemand an „Ich liebe doch alle…„?

Schäuble hat ja wirklich verdammt viel Unsinn in den letzten Wochen von sich gegeben. Unsinn, der einem durchaus Angst und Bange machen kann. Das i-Tüpfelchen hat er der ganzen gequirlten Sche… aber mit einem Ausspruch aufgesetzt, der inzwischen wohl so ziemlich in jedem Beitrag zu diesem Thema aufgegriffen und zitiert wurde. Auch ich möchte dieses Zitat nicht auslassen, zeigt es doch nur zu deutlich, welche Ambitionen dieser Mann verfolgt:

Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige nicht bestrafen als einen Unschuldigen zu bestrafen. Der Grundsatz kann nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch.

Und mit diesen Worten hat Herr Schäuble nun hoffentlich seiner politischen Karriere den Todesstoß verpasst. Wer in dieser Form verbal die Grundrechte und rechtsstaatlichen Grundsätze unseres Landes mit Füßen tritt, der hat in meinen Augen nichts, aber auch gar nichts in der Regierung unseres Landes zu suchen. Dass ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe zeigen die vielen Beiträge, die ich in den letzten Tagen gelesen habe und von denen ich hier einige beispielhaft verlinke.

Rücktrittsforderungen von allen Seiten, ich glaube jedoch, dass jemand, der so besessen von solch wahnsinnigen Ideen ist, niemals freiwillig davonrollen wird. Meiner Meinung nach erleben wir hier die entgegengesetzte Form von Fanatismus, wie er den nun so unerträglich häufig herbeibeschworenen Terroristen eigen ist. Mir graut es derzeit weitaus weniger vor irgendwelchen terroristischen Anschlägen als vor den geplanten Anschlägen auf unsere Rechte und unsere Freiheit. Ich frage mich, wie lange unsere Bundeskanzlerin, unser Bundespräsident und unsere Regierung diesem widerlichen und höchst gefährlichen Treiben noch zuschauen wollen. Wann wird dieser Fanatiker endlich aus unserer Regierung entfernt? Wann reagiert endlich jemand und gebietet diesem Treiben Einhalt?

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Stundenlohn: 3 Euro und weniger

Wie viel Weisheit kann man eigentlich jemandem zurechnen, der ernsthaft Stundenlöhne von unter 3 Euro fordert, um Stellen zu schaffen? Was muss man heutzutage eigentlich vorweisen, um Wirtschaftsweiser zu werden? Gibt es dafür eine spezielle Ausbildung oder kann sich eigentlich jeder Möchtegern so bezeichnen?

Ein Stundenlohn von 3 Euro bringt bei einer täglichen Arbeitszeit von 10h gerade mal ca. 600 Euro brutto ein, jeder 400-Euro-Jobber ist da besser bedient. Wie viel heutzutage 600 Euro brutto (ca. 400-500 Euro netto) wert sind, muss ich meinen Lesern sicherlich nicht erläutern. Aber vielleicht sollte man Wolfgang Franz einfach mal ein bis zwei Monate auf ein Einkommen in dieser Höhe setzen und ihn dann mal am wahren Leben teilhaben lassen. Auf den Ausgang eines solchen Experiments wäre ich sehr gespannt. Und es wäre wirklich interessant zu sehen, wie viel 3-Euro-Jobs dann von dem verbleibenden Rest seines Gehalts geschaffen werden könnten…

Aber es ist ja nichts Neues, dass gerade diejenigen immer Einschränkungen fordern, die davon niemals betroffen wären. Und eigentlich ist es ja auch nichts Neues, dass sich deutsche Löhne und Gehälter im europäischen Vergleich ohnehin schon auf dem niedrigsten Niveau befinden. Aber man kann durchaus noch tiefer sinken wie man sieht.

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