StudiVZ am Wendepunkt?

Ich beobachte das Drama um StudiVZ nun schon eine ganze Weile, genau genommen seit den ersten Posts rund um das Netzwerk und seine Gründer. Waren es anfangs nur Feststellungen, dass Idee und Design nahezu 1:1 kopiert sind, kamen nach und nach mehr und mehr Details ans Tageslicht, die den schlechten Beigeschmack zu einen verschärften Brechreiz verstärkten (alle bislang geschriebenen Artikel findet man bei Technorati, 2367 sind es bis jetzt!).

Die Entgleisungen des Mitgründers Ehssan Dariani schienen konsequent geahndet, zumindest gab es Hinweise auf seinen „Ausstieg“ aus dem Unternehmen. Dass die Probleme jedoch viel tiefer liegen, wurde konsequent ignoriert und zudem schöngeredet. Das in meinen Augen größte Problem von StudiVZ ist hausgemacht: Es werden umfangreiche Daten zu jedem Mitglied gesammelt – und der Datenschutz wird vernachlässigt. Nein, mit Füßen getreten. Welche Auswirkungen das hat und welche Gefahren darin liegen, zeigt DonAlphonso in seinem aktuellsten Beitrag zu diesem Thema.

Wie leichtfertig Internetnutzer mit ihren persönlichen Daten umgehen, ist in diesem Fall nur zu deutlich erkennbar. Das ist kein StudiVZ-Problem, das ist ein allgemeines Problem. Zu viele sind sich gar nicht bewusst, was sie über sich selbst preisgeben. Natürlich liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, welche Daten er wann über sich selbst preisgibt. Und natürlich könnte man an dieser Stelle vorschnell mit einer Standard-Floskel reagieren: Die User sind doch selbst Schuld, wenn sie diese Daten online stellen. Aber so einfach ist das nicht. Wenn ein Unternehmen wie in diesem Falle StudiVZ Daten in großen Mengen sammelt (wofür diese verwendet werden sollen versuche ich jetzt gar nicht zu hinterfragen), dann ist es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit dieses Unternehmens, hier für Sicherheit zu sorgen! Daran gibt es nichts zu deuteln. Und da hilft es auch nicht, die Vorwürfe als Versuch darzustellen, StudiVZ schaden zu wollen.

Ich bin der Auffassung, bestimmte Details haben in einem Online-Netzwerk nichts zu suchen. Es hat keinen Social-Gruschel-Partner zu interessieren, in welchem studentischen Wohnheim ein Nutzer lebt, um ein Beispiel zu nennen. Will dieser Nutzer Freunden derartiges mitteilen, dann kann er das auch jederzeit per Mail. Also raus mit derartigen Details aus den Profilen! Denn was abgefragt wird, wird auch von irgend jemandem ausgefüllt. Nicht jeder hat so viel Erfahrung und lässt solche Formularfelder frei oder schreibt falsche Daten hinein, um sich zu schützen. Also weg mit diesen Formularfeldern! Vor allem dann wenn ihr nicht in der Lage seid, die Privatsphäre Eurer Nutzer zu schützen.

Im Augenblick sieht es so aus, als hätte der letzte Beitrag von DonAlphonso Wirkung gezeigt. Versucht man StudiVZ zu erreichen, findet man nur eine Nachtschicht-Info:

studivz.png

Ich glaube noch nicht, dass diese Nachricht das letzte Zeichen von StudiVZ ist. Ich hoffe jedoch, die Nachtschicht wird für umfangreiche Aufräumarbeiten genutzt und der ganze Müll wird beseitigt. Arroganz hilft hier nicht mehr, nehmt das Teil ein paar Tage vom Netz und löst die Probleme. Schmeißt den ganzen Unrat über Bord, sorgt für Sicherheit und dann startet neu, mit weniger Größenwahn und mehr Umsicht.

Und DonAlphonso: Ich find es Klasse, dass Du diese Aufklärung betreibst, derartige Dinge gehören an die Öffentlichkeit und dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Aber bitte – lass es nicht wie einen persönlichen Rachefeldzug aussehen. Manchmal kommt mir nämlich beim Lesen Deiner Beiträge dieser Gedanke…

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Schimpft mich ruhig zickig

…aber in meinen Kommentaren will ich keine Werbung sehen!

Auch nicht Hinweise darauf, dass ich auf irgendeiner Seite etwas wahnsinnig besonderes finden kann. Wer hier werben möchte, der darf das gern tun, gegen Bezahlung. Aber die Kommentarfunktion ist nicht dafür gedacht und aus diesem Grund wird hier auch in Zukunft jeder Eintrag, den ich als Werbung ansehe, gelöscht. Es sei denn, der Eintragende hat zuvor einen angemessenen Betrag auf mein Konto überwiesen. Meine Bankdaten können gern per Mail erfragt werden…

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Zensur als Folge von Emsdetten?

Die Ermittlungen in Emsdetten sind noch lange nicht abgeschlossen und schon zieht die Diskussion um ein Verbot von „Killerspielen“ immer weitere Kreise. Inzwischen prescht auch der Stammel-Bayer nach vorn und behauptet: „Killerspiele animieren Jugendliche, andere Menschen zu töten.“ Hallo, gehts noch???

Das Märchen, ResistantX aka Sebastian B. hätte seine Schule als Map für Counterstrike nachgebaut, wurde bereits widerlegt. Nirgends ist bislang eindeutig bewiesen, Sebastian B. wäre ein fanatischer Computerspieler gewesen, auch wenn die Medien nicht müde werden, dies zu behaupten. Deutlich erkennbar ist jedoch, dass er ein Waffennarr war – und Paintball-Fan. Was also treibt die üblichen Verdächtigen an, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen? Profilierungssucht? Inkompetenz? In welchem Spiel soll beispielsweise das Töten von Kindern möglich sein, wie behauptet wird?

Die neuerlichen Diskussionen um „Killerspiele“ schießen mal wieder vollkommen am Ziel vorbei. Die wirklichen Ursachen für die Tat von Emsdetten werden von den Schreihälsen in Politik und Medien außen vor gelassen, auf die Verantwortung von Eltern und Lehrern geht kaum jemand ein. Die Hilferufe und Ankündigungen von Sebastian B. sind ungehört verhallt und werden nun nach seiner schrecklichen Tat im Eiltempo aus den Foren und von seinen Webseiten entfernt. Statt mit einer sinn- und verantwortungsvollen Aufarbeitung zu beginnen, werden lauthals Verbote diskutiert und wird mit Aussagen wie „eine Regelung zur Zugriffsbeschränkung für Internetseiten mit entsprechenden Inhalten zu erlassen“ nur zu offensichtlich eine Zensur des Internets gefordert.

Und leider war mir genau diese Entwicklung bereits klar, als ich zum ersten Mal von dem Amoklauf in Emsdetten hörte.

Einen m.E. sehr wertvollen Artikel zu diesem Thema habe ich übrigens eben bei 24stunden gefunden. Lesebefehl!

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Staatssäckel füllen leicht gemacht

Der Entwurf des Steuergesetzes für 2007 enthält einen recht dreisten Passus, wie SPON berichtet. Finanzämter sollen „für die Bearbeitung von Anträgen auf Erteilung einer verbindlichen Auskunft“ Gebühren nehmen heißt es da. Von mindestens 100 Euro ist in dem Artikel die Rede.

Wie habe ich mir das nun in der Praxis vorzustellen? Werden Fragen in Zukunft bei Verweigerung einer Zahlung mit einem „Vielleicht“ beantwortet? Irgendwie erinnert mich das Ganze an eine Schutzgelderpressung: „Wenn Du nicht 100 Euro für eine VERBINDLICHE Auskunft zahlen willst, erzählen wir Dir irgendwas und Du bist später fällig!“ So kann man natürlich die Haushaltskasse ganz bequem auffüllen – das Steuerrecht immer komplizierter machen und dann für die Auskünfte abkassieren. Und aus den Finanzämtern werden so nach und nach Callcenter…

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