Jammern auf hohem Niveau

Der Bootsektor berichtet in seinem Artikel über die aktuellsten mitleidheischenden Umsatzstatistiken des deutschen Phonoverbandes. Anders als die Musikindustrie berichtet er nicht über die nackten Zahlen, sondern stellt ihnen Vergleichswerte aus anderen Konsum-Kategorien gegenüber. Hier zeigt sich in Zahlen, dass meine Annahmen der letzten Zeit richtig waren: Bei nahezu gleichbleibenden inflationsbereinigten Netto-Durchschnittseinkommen in den letzten 15 Jahren wurde mehr Geld für Mobiltelefonie und Computer-/Videospiele ausgegeben. Hinzu kämen noch beispielsweise (die im Bootsektor nicht aufgeführten) DVD-Käufe, Internetzugänge etc.

Um es in wenigen Worten zusammen zu fassen: Bei gleichbleibender Kaufkraft in Deutschland wurde mehr Geld für Mobiltelefonie, Spiele und Filme ausgegeben, aber etwas weniger für Musik. Es gab also eine schlichte Umverteilung innerhalb des Marktes für Konsumgüter. Das ist ein normaler Vorgang: Wenn ich 2005 genau so viel Geld zur Verfügung habe wie 2004, mir aber ein paar DVDs kaufe und etwas mehr telefoniere, dann muss ich an anderer Stelle einsparen. Und da ich sicherlich nicht auf Lebensmittel verzichten werde und mein Vermieter eigenartigerweise auf der Zahlung der Miete besteht, könnte ich beispielsweise darauf verzichten, mir die aktuellste Super-Hyper-Mega-Dance-Compilation mit den topaktuellsten Coverversionen zu kaufen. Soweit der gesunde Menschenverstand.

Für die Musikindustrie ist der erneute Umsatzrückgang jedoch nur ein weiterer Beweis für die inflationäre Zunahme der Mordkopiererei in Deutschland und ein neuer Grund, Gesetzesänderungen zu fordern. Die, wenn man aktuelle Berichte verfolgt, kurz vor der Einführung stehen.

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Verbietet die deutschen Phonoverbände…

…fordert der Schockwellenreiter und ich muss ihm zustimmen. Grund ist der neuerliche Vorstoß der deutschen Musikwirtschaft zum „besseren Schutz für Kreative und Verwerter“ (siehe heise, golem).

Mitschneiden aus Radio- und Internetprogrammen soll auf zeitversetztes Hören begrenzt und „intelligente“ Aufnahmesoftware verboten werden, wenn es nach dem Willen der Musikindustrie geht. Gleichzeitig fordert man einen umfassenden „Auskunftsanspruch gegen Internetserviceprovider über die Identität von Rechtsbrechern, um sich gegen Piratierie im Netz wirksam wehren zu können„, der lästige Umweg über die Staatsanwaltschaft ist viel zu kostenintensiv. Wie geht es weiter? Die Musikindustrie diktiert dem Staat die Gesetze. Verbraucherrechte werden nach und nach immer weiter eingeschränkt und beschnitten. Anschliessend wird die Musikindustrie auch ihre eigene Polizei und Gerichte stellen? Gibt es irgendwann ein Musik-Zwangsabo? Werden irgendwann auch Radios verboten?

Ich kann das Gejammer der Content-Industrie nicht mehr ertragen, Kunden werden pauschal kriminalisiert und das alles unter dem Deckmäntelchen des Schutzes gegen die bösen Mordkopierer. Allein das Wort „Raubkopie“ zeigt, mit welchen Methoden diese Industrie versucht, den eigenen Wohlstand zu sichern und auszubauen. „Raub“ ist laut lexexakt.de die „Wegnahme einer fremden Sache unter Anwendung von Gewalt oder Androhung von Gefahren für Leib oder Leben des Opfers.“ Denkt mal darüber nach… Und verbietet sämtliche Phonoverbände, nicht nur die deutschen.

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