Weitere Abmahnungen für virale Bilder

hgm-press Michel OHG lässt weiterhin Fotos abmahnen. Wie schon im Fall der Lego-Bilder handelt es sich bei den abgemahnten Aufnahmen um virale Fotos, die vor einiger Zeit durchs Netz gingen und dabei keine geringe Verbreitung erreicht haben. Und auch diesmal weiß mindestens einer der Künstler überhaupt nichts davon. Detailliert könnt ihr Euch das wieder drüben bei Nerdcore und We like that zu Gemüte führen.

Interessant an der ganzen Geschichte ist in diesem Fall, dass sie für mich sehr den Spinnereien ähnelt, die in der Vergangenheit gern mal in den Kommentaren zu Artikeln geäußert wurden, die sich mit derartigen Abmahnungen befassten. Wie oft las ich schon die „Geschäftsidee“ Ich-kaufe-mir-nachträglich-die-Rechte-an-irgendwas-bekanntem-und-mahne-alle-ab. Wenn nun tatsächlich Fälle auftauchen, in denen irgend jemand auf einmal Rechte an Bildern geltend macht, die vor einiger Zeit viral verbreitet wurden, dann kommt wahrscheinlich nicht nur mir das etwas komisch vor. Zumal es sich um Bilder handelt, die eigentlich nur durch ihre Viralität interessant wurden und für die nun plötzlich Exklusivität beansprucht werden soll. Exklusivität, die man im Fall der Lego-Bilder niemals hatte

Ein wichtiger Schritt von Seiten der Blogger wurde nun angestoßen, Rene schreibt darüber:

„Außerdem: Wir – mehrere bekanntere und unbekanntere Blogger – haben uns zusammengeschlossen und koordinieren im Hintergrund Abwehrmaßnahmen für Bösartigkeiten wie die aus dem Hause der hgm-press Michel OHG. Wir streben politische Lösungen, als auch sehr pragmatische Tools an, die man als Blogger anwenden kann, um solchem Pfeiffen mit ein paar Handgriffen den ausgestreckten Mittelfinger zeigen zu können. Wie gesagt: Ich lasse mir von Arschlöchern und Anwälten garantiert keine Publikationsform zunichte machen und ich lese das „Geschäftsgebaren“ der hgm-press Michel OHG genau so: Als großflächigen Angriff auf Internet- und Sharing-Kultur in Deutschland. This will be fun.“

Fun, ganz sicher. Aber nicht nur fun, sondern hoffentlich auch weitergehende Wirkung. Und wenn dabei Unterstützung benötigt wird: Ich bin dabei!

Update 30.10.2012: Es hat den Anschein als wären die Abmahnungen rechtens, die die Iron Man Cosplay-Bilder betreffen.

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Abmahnungen für Bilder von Lego-Art

Wieder einmal rollt eine Abmahnwelle durch deutsche Blogs, wieder einmal betrifft es Fotos. In diesem Fall keine Bilder von Brötchen sondern von Werken Nathan Sawayas, der aus Lego Kunstwerke bastelt. Gelesen hab ich davon zunächst bei Nerdcore, wo das Thema aufgegriffen wurde.

Betroffen von den Abmahnungen sind unter anderen We like that, die ausführlich darüber berichten. In ihrem Fall soll die Verwendung eines Bildes gut 3000 Euro kosten. Aber auch andere wurden abgemahnt. Autodino beispielsweise sollte zunächst für die Verwundung von 3 Bilder 19.000 Euro auf den Tisch legen. Hier wurde die Abmahnung allerdings zurück gezogen weil man sich plötzlich nicht mehr sicher war, die alleinigen Nutzungsrechte an den Bildern zu besitzen. Details dazu findet Ihr hier.

Abgemahnt wird von der Kanzlei activeLaw im Auftrag der Bildagentur hgm-press Michel OHG. Letztere haben wohl die Nutzungsrechte an diesen Bildern erworben und lassen nun Blogbetreiber abmahnen, die die Bilder in Artikeln über Nathan Sawaya verwendet haben. Nathan selbst hat sich in den Kommentaren diverser Blogs, die über den Fall berichten, in den Kommentaren zu Wort gemeldet. Er schreibt dort:

„This is Nathan Sawaya. I have been notified that my art is the subject of this matter. To be clear, I am not represented by this law firm. I am not represented by this photo agency. If you have any questions, you may email at info@brickartist.com.“

Ein wenig verwirrend erscheint, wann die Agentur die Rechte an den Bildern erworben hat und von wem. Laut Augsburger Allgemeine erwarb hgm-press Michel OHG die Nutzungsrechte der abgemahnten Bilder für den deutschsprachigen Raum von der Firma Black Sheep Press aus Deventer Niederlande, die diese wiederum von der Firma Nathan Sawaya Inc. erworben haben soll. Nathan selbst schreibt in einer eMail jedoch:

„My fiance took the photo. My company owns it. We have not sold the rights to it. My lawyer is reviewing this matter. I am not represented by the German law firm who sent the letter. I am not represented by this photo agency. Please spread the word.“

Nach und nach melden sich weitere Blogbetreiber, die ebenfalls Post inkl. Rechnung von der Kanzlei erhalten haben. In jedem Fall werden recht hohe Lizenznachzahlungen zuzüglich Anwaltsgebühren gefordert. Unbelievable Pain bekam eine Rechnung über knapp 8000 Euro für die Verwendung eines Bildes zuzüglich Anwaltskosten. Bei Facebook findet sich ein kurzer Bericht über die Abmahnung von Haascore.de, auch hier werden ca. 8000 Euro für ein Bild gefordert. MC Winkel soll 7500 für das gleiche Bild zahlen.

Aber nicht allein die Verwendung der Bilder von Nathan Sawaya wird abgemahnt, auch andere Bilder werden abgemahnt. Amy&Pink erhielt ebenfalls Post von activeLaw und auch Wannafuckahipster (derzeit offline). Ebenso scheinen auch The Invader und Wenkewho betroffen. Beide sind zur Zeit ebenfalls offline.

Die Abmahnungen schlagen natürlich wieder hohe Wellen in der deutschen Blogosphäre, einerseits aufgrund der Höhe der Lizenzforderungen, andererseits weil der Künstler selbst sich zu Wort meldet und einen Verkauf der Nutzungsrechte (an hgm-press Michel OHG) verneint. Letzteres ist allerdings noch nicht vollkommen geklärt, denkbar wäre durchaus, dass Nutzungsrechte an die niederländische Agentur verkauft wurden, die diese wiederum nach Deutschland weiter verkauft hat. Hier würde sich dann der Kreis schließen, was allerdings meiner Meinung nach dennoch nicht die extrem hohen Forderungen rechtfertigt. Auch wenn hgm-press Michel OHG in ihren Nutzungsbedingungen Preise in Höhe von 150-200 Euro pro Monat Standzeit (!!!) veranschlagt und darüber hinaus mindestens das 5fache ansetzt, wenn die Bilder ohne Genehmigung genutzt wurden, so werden meines Wissens in solchen Fällen dennoch branchenübliche Preise angesetzt, die weit unter den angegebenen liegen. Auch scheint noch nicht klar, wann die Nutzungsrechte tatsächlich erworben wurden und ob die niederländische Agentur diese so weiterverkaufen konnte, darüber hinaus frage ich mich natürlich auch, ob eine Verwendung der Bilder, die damals (2009) durch die Firma des Künstlers geduldet wurde, rückwirkend abgemahnt werden kann. Zumal der Künstler selbst sich offen für die Verbreitung seiner Arbeiten ausspricht und auch eine entsprechende Erklärung veröffentlicht hat.

„I create art for the sole intent of sharing it with the world, sparking creativity and making people smile. It is upsetting to hear that bloggers and press who are trying to report on and share images of my artwork with others are being targeted by these agencies that do not represent me.

I retain the ownership and copyright of this photo and the artwork – and will grant the use of my art images to legitimate news outlets and bloggers for editorial use. If you are interested in using photos of my artwork, please contact me.“

Aber ich bin kein Anwalt und gesunder Menschenverstand ist nicht immer ausschlaggebend in solchen Fällen, daher wird wahrscheinlich auch hier wieder einmal ein Gericht eine Entscheidung fällen müssen.

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Getty Images mahnt Bloggerin für Avatar eines Kommentators ab

Oh, Getty Images mal wieder. In der Vergangenheit sind sie mir ja schon etwas komisch aufgefallen, nun schickt man einer Bloggerin eine Rechnung über 1076,25€. Weil, haltet Euch fest, ein Kommentator als Avatarbild (via Gravatar) ein Foto verwendet hat, welches Getty Images lizenziert hat. Ein AVATARBILD! Eines Kommentators!

 

Andrea schreibt:

„… in einem 8-seitigen Schreiben legte mir Getty Images dar, ich habe ein von Ihnen lizenziertes Bild, ohne die Rechte dafür erworben zu haben, in meinem Blog verwendet.
Für diese Verwendung hätten sie gerne 875 € plus 201,25 @ irische Mehrwertsteuer macht zusammen 1076,25 €.

Der Beweis, ein Screenshot meines Blogs bzw. ein Screenshot von dem sie behaupteten, er sei von meinem Blog. Leider war das Ganze nämlich so verpixelt, dass ich gerade mal vage ahnen konnte, dass es mitnichten um eine Verwendung eines Fotos durch mich in einem Blogpost handelte, sondern um den Avatar eines Kommentators. Nebendran war das Bild gedruckt um das es ging, ein süßes Kätzchen.“

Die eine Sache ist: für Kommentare ist sie zunächst natürlich nicht haftbar zu machen, wie ihr Anwalt ihr zu ihrer Beruhigung inzwischen mitgeteilt hat. Die andere Sache: Getty Images bzw. deren Rechtsabteilung sollte das wissen. Sehr genau sogar. Ist ja nicht das erste Mal, dass sie mit eigenartigen Rechnungen auffallen und man sollte meinen, sie lernen dazu. Scheint allerdings nicht der Fall zu sein. Bzw. wirkt nach wie vor auf mich wie gewollt…

Die Rechtslage ist klar und das hat ihr Anwalt ihr auch bestätigt. Soweit gut. Dumm nur, dass sie nun zumindest die Kosten für den Anwalt am Bein hat. Zumindest im Augenblick. Zuzüglich Schreck und der ganze Stress rund um diese Aktion, außerdem der zeitliche Aufwand. Dafür sollte man Getty Images dann eine Rechnung schicken. Mit einem ordentlichen Stundensatz.

via Robert Basic

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Euroweb vs. Nerdcore (Update 3)

Während ich mich hier ein wenig hinter der Zeit durch die Feeds kämpfe, die durch meine Pause über Weihnachten und den Jahreswechsel aufgelaufen waren, hat sich im deutschen Internet wieder etwas zusammen gebraut: Euroweb hat die Domain nerdcore.de gepfändet. (Nerdcore ist jedoch zwischenzeitlich unter der Domain crackajack.de erreichbar)

Ich glaube, ich habe meinen allerbesten WTF-Blick aktiviert, als ich das gelesen habe. Ein wenig komisch kam es mir in den letzten Tagen schon vor, da ich den Eindruck hatte, beim scannen meiner Feeds nix von Nerdcore gelesen zu haben, aber bei der Fülle der angehäuften Nachrichten hätte mir ja auch einfach etwas durch die Lappen gehen können. Der Eindruck täuschte aber ganz offensichtlich nicht. Auf Nerdcore „prangt“ statt des gewohnten Blogs eine Seite von Euroweb mit einer Erklärung unter dem, wie ich finde, etwas zynischen Titel: Euroweb Group: Neue Erfahrung für Blogger: Blogbetreiber verliert seine Domain nerdcore.de.

Umfangreiche Details zu den Vorgängen findet Ihr unter anderem bei Netzpolitik, ich will an dieser Stelle nur einmal grob zusammen fassen, was ich bislang aus den vielen Berichten heraus gelesen habe:

René schrieb 2006(!!) in seiner typischen Art einen wenig freundlichen Artikel über Euroweb. Für diesen Artikel wurde er, soweit ich es erkennen konnte, im vergangenen Jahr abgemahnt, die Äußerungen sollten entfernt werden. Diese Abmahnung ignorierte er, weshalb Euroweb auf Unterlassung klagte und gewann. René musste zudem die Kosten des Rechtsstreites tragen. Offensichtlich wurden diese jedoch bis Anfang Januar noch nicht komplett beglichen, weshalb Euroweb nun die Domain pfänden lies.

Ich werde nun sicherlich nicht erneut darauf herumreiten, dass man Abmahnungen nicht ignorieren sollte, diese Tatsache ist sicher inzwischen allgemein bekannt. Mich wundert aber schon ein wenig, dass ausgerechnet René dieser Fehler unterlief, da ich ihn für einen alten Hasen halte, der eigentlich Bescheid weiß. Aber manchmal gehen einfach auch mal Dinge schief. Allerdings frage ich mich, weshalb ein Unternehmen ausgerechnet diesen Schritt wählt, gerade ein Internetdienstleister sollte m.E. nach wissen, welche Bedeutung Nerdcore im deutschen Internet hat und wie sich ein solcher Schritt unweigerlich auswirken muss. Mir kommt diese Aktion ein wenig wie eine Retourkutsche vor, gerade auch angesichts der Mitteilung auf nerdcore.de.

Ich persönlich halte den Schritt von Euroweb für alles andere als klug. Unweigerlich werden nun die Äußerungen wieder hoch gespült, die vor gut 4 Jahren einmal getätigt wurden und die Euroweb eigentlich gern aus dem Netz getilgt hätte. Darüber hinaus tauchen nun auf den verschiedensten Servern in Russland und anderswo wieder Videos auf, die viele längst vergessen hatten und die z.B. auf Youtube schon gar nicht mehr zu finden waren. Diverse Berichte, die noch im Netz zu finden sind und die ebenfalls seit Jahren kaum beachtet wurden, werden nun wieder verstärkt verlinkt und gewinnen wieder an Aufmerksamkeit. Kein kluger Schachzug also in meinen Augen. Die bisher über 1200 Kommentare unter der Stellungnahme auf nerdcore.de sprechen für sich… Die meisten Berichte, die ich bislang gelesen habe, stimmen zudem im Tenor überein: Blöde Aktion von René, ganz schwerer Fehler von Euroweb. Und nahezu überall findet man Links zu den Geschichten, die längst in der Versenkung verschwunden waren.

Euroweb will die Domain nerdcore.de nun auf eBay versteigern und den Erlös spenden. 50% des Erlöses sollen an Wikipedia und 50% an den freischreiber e.V. gehen. Beide Empfänger scheinen aber nicht sonderlich begeistert davon zu sein, in der Stellungnahme der freischreiber heißt es zum Beispiel: „Wir aber haben das Gefühl, dass hier mit ziemlich dicken Kanonen auf zierliche Spatzen geschossen wird. Und davon möchten wir nicht profitieren. Und wir möchten auch nicht, dass sich der Kanonier mit einer Spende an Freischreiber ein moralisches Mäntelchen für eine klassische Überreaktion umhängen kann.“

Wie die Angelegenheit nun weitergehen wird, können wir sicherlich in den nächsten Tagen verfolgen. Ich tippe darauf, dass Euroweb die Sache durchziehen will und wird. Welche rechtlichen Möglichkeiten René im Augenblick hat wird kontrovers diskutiert, Meinungen findet man z.B. bei Udo Vetter, Thomas Stadler und Carsten Ulbricht. Ich selbst drücke René sämtliche mir zur Verfügung stehenden Daumen und denke über eine Unterstützungsmöglichkeit nach. Und werde mich nun daran begeben, mich noch ein wenig genauer zu informieren.

Interessante Beiträge werde ich dann an dieser Stelle noch verlinken.

Anmerkung: Bitte seht davon ab, in den Kommentaren Beleidigungen oder dergleichen zu hinterlassen, ich werde ich jedem Fall alle bedenklich erscheinenden Äußerungen entfernen. Also bleibt bitte sachlich.

Update: Die Domain nerdcore.de befindet sich aktuell in Transit, als Eigentümer ist inzwischen wieder René eingetragen. Offenbar tut sich etwas.

Update 2: René hat nun selbst einige Details in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Er bekommt die Domain nerdcore.de zurück.

Update 3: Euroweb äußert sich ebenfalls dazu, ich verlinke dazu aber lieber den passenden Beitrag bei Netzpolitik.

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