Missstände am Arbeitsplatz
Manchmal ist es zum Aus-der-Haut-fahren: Der eigene Partner arbeitet in der Niederlassung eines großen Konzerns und berichtet Tag für Tag von Dingen, die während der Arbeitszeit geschehen. Man schüttelt den Kopf, fasst sich an denselben und fragt sich, wie derartige Vorfälle in der heutigen Zeit überhaupt möglich sind. Es sind keine wirklich großen Sachen, nur unzählig viele Kleinigkeiten und Unstimmigkeiten, Widersprüche und Unverschämtheiten, die auf Dauer wohl so ziemlich jeden zermürben, der keine „Leck-mich-am-Arsch“-Fahne vor sich her trägt.
Man möchte darüber schreiben, die Dinge beim Namen nennen. Und weiß genau: Schreibt man darüber, fällt es sofort auf den Partner zurück und der Job ist weg. „Naja,“ könnte man sagen, „wenn man in so einem Sch…-verein arbeiten muss kann man ja froh sein, wenn man da weg kann.“ So einfach ist es leider nicht, wenn man auf den Job angewiesen ist und keine Alternative mal eben aus dem Hut zaubern kann. Also in der Situation steckt, in der sicherlich die meisten stecken. Und von Tag zu Tag juckt es mehr in den Fingern, weil die Unverschämtheiten sich häufen. Die Widersprüche immer offensichtlicher werden. Um einfach mal ein paar neutrale Beispiele anzuführen: Urlaube sind bis auf den letzten Urlaubstag im Vorjahr zu planen. Nein, ein paar Tage auf Reserve für Notfälle oder dergleichen sind nicht drin. Werden die Urlaubstage nicht bis Ende November für das kommende Jahr komplett verplant, dann bucht der Vorgesetzte diese auf ein beliebiges Datum. Denn: Das Unternehmen braucht Planungssicherheit.
Jetzt schauen wir uns aber mal an, WIE das Unternehmen plant: Schichten für eine komplette Woche werden am Donnerstag oder Freitag der Vorwoche geplant. Ich würde in diesem Unternehmen also heute oder morgen erfahren, wie ich nächste Woche arbeiten muss. Planungssicherheit für die Mitarbeiter? Blödsinn! Mitarbeiter sollen in den Frei-Zeiten telefonisch erreichbar sein, wenn Planänderungen anstehen. Zudem sehen Schichten bspw. wie folgt aus: Montag früh, Dienstag spät, Mittwoch frei, Donnerstag Mittelschicht, Freitag spät… usw usf. Will ein Mitarbeiter mal eine Schicht tauschen, weil beispielsweise am Dienstag die Spätschicht ganz schlecht passt heißt es unter anderem: Oh, nein, das geht nicht, die Kollegen müssten dann Dienstag spät und Mittwoch früh arbeiten, das ist nicht gestattet. Und prompt hat man in der kommenden Woche Montag Spätschicht und Dienstag Frühschicht. Wird der Vorgesetzte dann auf die Aussage der vergangenen Woche angesprochen, heißt es lapidar „Das ist halt so.“.
Ich würde die Dinge gern alle mal beim Namen nennen, es gibt einfach verdammt viele. Auch mal klar sagen, um wen es sich dabei handelt. Nur leider muss ich dann einplanen, dass meine Partnerin ihren Job verliert. Und dieses Risiko ist mir einfach zu hoch. Somit sind mir da die Hände gebunden und das ist alles andere als erbauend. Und exakt auf dieser Grundlage basiert dieses System – die Menschen halten aus Angst um ihren Job die Klappe, man hat ja schon zu viele gehen sehen. Ersatz gibt es genug, Mitarbeiter sind austauschbar. Und wenn es keinen Kläger gibt, dann gibt es auch keinen Richter.
Ich hab ja echt schon überlegt, mal ein paar Details an lanu zu schicken. Andererseits sind eben viele zu offensichtlich. Insofern grüble ich erst mal weiter, wie ich dieses Problem löse.