Archiv für kranke welt

Der 9. November

Der 9. November ist ein Tag, der in der Vergangenheit einige historische Ereignisse erlebt hat. Ganz üble, wie beispielsweise die Reichsprogromnacht im Jahr 1938, aber auch Ereignisse, an die man sich gern erinnert, ganz vorn dabei der Fall der Berliner Mauer 1989.

Der 9. November 2007 ist für die meisten Deutschen ein Datum, an welches man sich in Zukunft nicht gern zurück erinnern wird. Denn am 9.11.2007 wurde die Privatsphäre der Deutschen gekippt und der Gesetzesentwurf zur Vorratsdatenspeicherung vom deutschen Bundestag abgesegnet. 366 Abgeordnete stimmten für den Gesetzesentwurf, 156 dagegen und 2 enthielten sich der Stimme.

Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, wie man als Abgeordneter hierzu keine Meinung haben kann (und sich der Stimme enthält), noch weniger kann ich nachvollziehen, wie 366 Menschen, die von ihren Wählern nach Berlin geschickt wurden, um die Interessen dieser Wähler zu vertreten, derartig die Interessen ihrer Wähler mit Füßen treten können. Die von oben herab ganz klar an dem vorbei entscheiden, was die Menschen, die es betrifft, wünschen. Niemand kann mir erzählen, dass ihn eine jederzeit rückwirkend mögliche Überwachung seiner Privatsphäre nicht wirklich stört und er sie sogar wünscht. Auch wenn ich gute Freunde habe, die nach wie vor der Meinung sind, sie hätten nichts zu verbergen und demzufolge nichts zu befürchten (die alte, unüberlegte Leier…), die Mehrzahl der Bewohner unseres Landes wünscht nicht, dass jeder ihrer Schritte protokolliert und gespeichert wird. Das haben die vielen Demonstrationen und Veranstaltungen gegen die Vorratsdatenspeicherung gezeigt, das zeigen die vielen Berichte selbst in der konservativen Presse.

Schauen wir uns doch mal an, was im Einzelnen in der Zukunft für 6 Monate gespeichert werden soll (Quelle Wikipedia):

Telefondienste einschließlich Internet-Telefonie:

  1. die Rufnummer oder andere Kennung des anrufenden und des angerufenen Anschlusses sowie im Falle von Um- oder Weiterschaltungen jedes weiteren beteiligten Anschlusses
  2. den Beginn und das Ende der Verbindung nach Datum und Uhrzeit unter Angabe der zugrunde liegenden Zeitzone
  3. in Fällen, in denen im Rahmen des Telefondienstes unterschiedliche Dienste genutzt werden können, Angaben zu dem genutzten Dienst
  4. im Fall mobiler Telefondienste ferner:
    1. die internationale Kennung für mobile Teilnehmer für den anrufenden und den angerufenen Anschluss
    2. die internationale Kennung des anrufenden und des angerufenen Endgerätes
    3. die Bezeichnung der durch den anrufenden und den angerufenen Anschluss bei Beginn der Verbindung genutzten Funkzellen
    4. im Fall im voraus bezahlter anonymer Dienste auch die erste Aktivierung des Dienstes nach Datum, Uhrzeit und Bezeichnung der Funkzelle
  5. im Fall von Internet-Telefondiensten auch die Internetprotokoll-Adresse des anrufenden und des angerufenen Anschlusses

Das gilt entsprechend bei der Übermittlung einer Kurz-, Multimedia- oder ähnlichen Nachricht; hierbei sind die Zeitpunkte der Versendung und des Empfangs der Nachricht zu speichern.

eMail-Dienste:

  1. bei Versendung einer Nachricht die Kennung des elektronischen Postfachs und die Internetprotokoll-Adresse des Absenders sowie die Kennung des elektronischen Postfachs jedes Empfängers der Nachricht,
  2. bei Eingang einer Nachricht in einem elektronischen Postfach die Kennung des elektronischen Postfachs des Absenders und des Empfängers der Nachricht sowie die Internetprotokoll-Adresse der absendenden Telekommunikationsanlage,
  3. bei Zugriff auf das elektronische Postfach dessen Kennung und die Internetprotokoll-Adresse des Abrufenden,
  4. die Zeitpunkte der in den Nummern 1 bis 3 genannten Nutzungen des Dienstes nach Datum und Uhrzeit unter Angabe der zugrunde liegenden Zeitzone.

Internet-Provider:

   1. die dem Teilnehmer für eine Internetnutzung zugewiesene Internetprotokoll-Adresse
2. eine eindeutige Kennung des Anschlusses, über den die Internetnutzung erfolgt
3. den Beginn und das Ende der Internetnutzung unter der zugewiesenen Internetprotokoll-Adresse nach Datum und Uhrzeit unter Angabe der zugrunde liegenden Zeitzone

Anonymisierungsdienste speichern die ursprüngliche und die neue Angabe sowie des Zeitpunktes der Umschreibung dieser Angaben nach Datum und Uhrzeit unter Angabe der zugrunde liegenden Zeitzone.
Anbieter von Mobilfunknetzen für die Öffentlichkeit speichern zu den Bezeichnungen der Funkzellen Daten, aus denen sich die geografische Lage der jeweiligen Funkzelle sowie die Hauptstrahlrichtung der Funkantenne ergibt.

Mit diesen Maßnahmen erreicht „unser“ Staat eine vollkommene Überwachung der Kommunikation jedes Einzelnen von uns. 6 Monate rückwirkend kann nachvollzogen werden, wer wann mit telefoniert hat und wo sicher diese Personen dabei aufhielten, wer wem wann eine eMail oder SMS geschickt hat, wer wann mit welcher IP-Adresse im Internet unterwegs war und so weiter und so fort. Der Zugriff auf diese Daten soll zur Verfolgung von Straftaten, zur Abwehr von erheblichen Gefahren für die öffentliche Sicherheit und zur Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben der Verfassungsschutzbehörden des Bundes und der Länder, des Bundesnachrichtendienstes und des Militärischen Abschirmdienstes erfolgen können. Im Bereich der Strafverfolgung ist der Zugriff auf diese Daten möglich, wenn im Fall von „erheblicher oder mittels Telekommunikation begangener Straftaten“ ermittelt wird. Der letzte Punkt beinhaltet beispielsweise auch die Ermittlungen bei Urheberrechtsverletzungen durch die Nutzung von Tauschbörsen.

Wie diese Fakten auf mich wirken, muss ich wohl kaum jemandem beschreiben. Es geht sicher den meisten sehr ähnlich. „Unsere“ Regierung zeigt deutlich wie sie uns misstraut und stellt uns unter Generalverdacht. Im Namen der Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus. Und in ein paar Jahren wird man jubeln, wie toll das alles doch geholfen habe, seit der Existenz dieses Gesetzes hätte es keine Terroranschläge mehr in Deutschland gegeben. So wie die Träger von Hüten aus Aluminiumfolie ganz sicher sind, einzig aufgrund dieser Maßnahmen noch nicht von Ausserirdischen entführt worden zu sein. Und damit die Wirksamkeit dieser Maßnahmen als bewiesen ansehen.

Man misstraut uns also. So sehr, dass man unsere Kommunikation bis ins letzte Detail überwachen muss. Welche Wut ich dabei empfinde, kann ich kaum beschreiben. Auch deshalb schreibe ich erst heute überhaupt darüber, vorher habe ich keine Möglichkeit gefunden, frei von Beschimpfungen zu schreiben. Und ja, ich ärgere mich auch über diejenigen, die in ihrer Kurzsichtigkeit nicht sehen, was hier mit uns passiert und nach wie vor der Meinung sind, sie hätten nichts zu verbergen… Und meine Einwände zum Teil als „übertrieben“ oder gar „albern“ abgetan haben. Alle, die ich jetzt meine, nutzen Tauschbörsen. Nichts zu verbergen…?

Nein, es hilft nichts, jetzt ohnmächtig und mit den Fäusten in der Tasche zuzuschauen, was mit uns gemacht wird. Es gibt noch Mittel und Wege, dieses Gesetz aufzuhalten. Wir können und dürfen es nicht zulassen, dass unsere Rechte derart beschnitten werden. Wir können es nicht zulassen, dass die durch uns gewählten Personen unser Grundgesetz mit Füßen treten. Bis zum 19.11.2007 habt ihr noch die Möglichkeit, Eure Vollmacht für die umfangreichste Verfassungsbeschwerde in der deutschen Geschichte zu geben. Wir sollten klar und deutlich zeigen, dass wir mit den Maßnahmen unserer Regierung und Abgeordneten nicht einverstanden sind. Nutzt diese Möglichkeit. Ich möchte nicht irgendwann mal meinem Sohn sagen müssen: Tut mir leid, dass wir es nicht verhindert haben.

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easyLink mit easyJet

Dass die Sache mit den Links im Internet nicht ganz so einfach ist, kennen wir ja bereits aus der Vergangenheit. Dieser Link-Terror auf den vielen unkontrollierbaren Seiten ist ja kaum auszuhalten, deshalb müssen Regeln her, klar doch! Woher soll der gemeine Homepage-Betreiber sonst auch wissen, was zu beachten ist?

easyJet hilft hier weiter und erklärt nun endlich auch dem letzten Volldeppen, wie sie das Internet gern haben möchten das Internet funktioniert. Unter der Überschrift „Verweisen auf unserer Website“ erklärt easyJet für jeden klar und deutlich: So und nicht anders wollen wir es haben, wenn ihr einen Link auf unsere WebSite setzen möchtet. Böse Zungen könnten jetzt natürlich auch sagen: easyJet erklärt auf dieser Seite, dass sie das Internet noch nicht verstanden haben. Ist ja auch alles gar nicht so einfach. Aber solch eine Unterstellung käme uns natürlich nie in den Sinn, schließlich muss die Vereinbarung niet- und nagelfest sein, unterliegt sie doch „der nicht exklusiven Gerichtsbarkeit der Gerichtshöfe von England und Wales„.

Ich möchte Euch im übrigen noch darauf hinweisen, dass ihr den obigen Link nicht anklicken dürft, sollte Euer Rechner mit einem Virus infiziert sein oder sich auf Eurer Festplatte gar pornografisches Material ansammeln. Denn durch meinen Link musste ich auch den folgenden Teil der Vereinbarung anerkennen:

4.12 Sie haben sämtliche angemessenen Bemühungen zu unternehmen, um das unautorisierte Einschleusen eines Virus, eines Deaktivierungsmechanismus, pornografischen Materials oder sonstiger Dinge auf die easyJet Website zu verhindern, die zu einer Verschlechterung der Leistung oder Benutzererfahrung der easyJet Website führen könnten. Falls ein solcher/s unautorisierter/s Virus, Mechanismus oder Material eingeschleust und von Ihnen gefunden wird bzw. Sie darauf aufmerksam gemacht werden, haben Sie easyJet hiervon umgehend zu benachrichtigen und sämtliche angemessenen Schritte zu unternehmen, um einen solchen Virus, Mechanismus, solches Material oder leistungsbeeinträchtigendes Element so bald wie möglich zu entfernen.

Also – ich habe Euch gewarnt…

Mehr dazu gibt es übrigens bei Blogging Tom, der diese tolle Hilfe entdeckt hat…

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Betatester wanted

Vorgestern noch las ich beim Blogging Tom den Artikel „Vom Beta-Tester zum Spam-Opfer?„. Er schreibt hier recht interessant über einen kommenden Dienst, der Betatester mit einer Gewinnchance ködern soll. Hatte ich gelesen und im Hinterstübchen gespeichert.

Heute nun trudelt eine Mail von trigami für exakt diesen Dienst bei mir ein. Produktbeschreibung:

Leider kann und will ich zum jetztigen Zeitpunkt nichts über unsere Web 2.0 Plattform berichten. Ich kann nur soviel dazu sagen, dass es sich um eine vom Thema her „wirklich“ neuartige Socialnetworkplattform handelt mit diversen technischen Applikationen die besonders für Blogger von Nutzen und Interesse sind. Sämtliche Socialnetworkfunktionen die man von den bisherigen hiesigen deutschen Netzwerken kennt, sind selbstverständlich ebenfalls implementiert, jedoch liegt unser Fokus klar bei den zusätzlichen technischen Lösungen, die wir bereitgestellt haben.

Mal ganz ehrlich: Ich bin seit der Gründung von trigami dabei, angemeldet ursprünglich aus Neugier, was das werden könnte. Ich habe durchaus eine ganze Menge Anfragen erhalten, wirklich beworben habe ich mich auf 2, da hat mir tatsächlich gefallen was ich sah und es passte so halbwegs zu meinen Interessen. Geschrieben hab ich nie darüber. Der ganze Rest, der bei mir eintrudelte, war schlicht und ergreifend Schrott. Gesund abnehmen, klinische Softwarelösungen (!!!) und weiß der Geier was noch alles. Und ich staune immer wieder, was sich andere aus den Fingern saugen, wenn sie über diese Dinge berichten. Ich habe noch 31 Anfragen in der Liste, die ich in den letzten Wochen abgelehnt habe, zum Teil mit der Begründung, dass ich nicht über derartigen Schwachsinn schreiben werde. Und für viele davon habe ich anderswo Berichte gelesen (oder überflogen) und den Kopf geschüttelt angesichts dessen, was geschrieben wurde. Ich meine, bevor ich einen Auftrag ablehne, schau ich mir schon genau an, was mich erwartet. Und dann zu lesen, was andere dort gesehen haben (wollen)…

Nja, egal, trigami scheint echt nix für mich zu sein. Wenn ich offen und ehrlich meine Meinung über irgend etwas schreiben kann und dann noch ein paar Euro dafür bekommen könnte – why not?! Dazu müsste mich ein Thema an sich aber auch interessieren oder wenigstens ansatzweise zu meinem Blog passen. Und der Kunde mit einem Verriss leben können. Vielleicht sollte ich es mir in Zukunft einfach machen und mich auf alles bewerben, meine Meinung vom Stapel lassen und einfach die Kohle kassieren. Aber das will mir nicht gelingen, wenn 300 Wörter Textlänge gefordert sind kann ich ja schlecht 150 mal „Alles Scheiße!“ schreiben.

Dass jetzt nun ausgerechnet von dem Dienst eine Anfrage hereinschneit, den Blogging Tom gerade erst noch erwähnte, ist grad mal wieder der berühmte Tropfen… trigami sollte tatsächlich mal ein wenig genauer darauf achten, welche Aufträge es von wem annimmt. Ist ja nicht das erste Mal, dass das gesagt wird. Aber die Gülle, die ich bislang da gefunden habe… sorry trigami, ist das tatsächlich das, was bei Euch hereinkommt? Nehmt ihr echt jeden Scheiß an? Himmel noch mal…ganz im Ernst, so nötig hab ich es nicht. Ich bin doch kein „Problogger“…

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Noch einmal: Muss SPAM angenommen werden?

Vor einer knappen Woche berichtete ich bereits von der Entscheidung des LG Lüneburgs, die einem Provider die Spam-Abwehr mittels IP-Blacklisting untersagt. Princo verwies in einem Kommentar zu diesem Beitrag bereits auf die WebSite des Providers, nun berichtet auch heise darüber.

In diesem speziellen Fall versuchte der Provider, die Zustellung von unerwünschter Werbung in Form einer gefälschten Rechnung zu verhindern, indem er die Adresse des versendenden Mailservers in eine Blacklist aufnahm. Die (gewollte) Folge: die unerwünschte Werbung (also Spam) konnte an diesen Mailserver nicht mehr zugestellt werden. Dagegen erwirkte der Versender eine einstweilige Verfügung, die in der Folge durch das LG Lüneburg bestätigt wurde. Die Sperrung des Mailservers wäre mit einer Betriebsblockade gleichzusetzen und ist demzufolge nicht zulässig.

In solchen Fällen wünsche ich den Richtern gern eine Spamflut ohnegleichen an den Hals bzw. ins Postfach, damit sie überhaupt einmal abschätzen können, worüber sie urteilen. Vorausgesetzt natürlich, sie verwenden schon eMails.

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