Verbraucherkriminalisierung

Ich habe lang überlegt, ob ich mich an dieser Stelle über den Entwurf zum 2. Korb der Urheberrechts-Novelle auskotzen soll. In den letzten Tagen habe ich verdammt viel zu diesem Thema gelesen und bei dem Gedanken daran, was auf uns Verbraucher und Konsumenten zukommen soll, wird mir mehr und mehr übel. Selten wurden Gesetze so offensichtlich nach Interessen von Lobbyisten und Industrievertretern gestaltet, mir fällt im Moment kein Gesetzesentwurf ein, in dem unsere Volksvertreter ihren Arbeitgebern (also uns) derart mit Anlauf in den Arsch Allerwertesten getreten haben wie in diesem Fall. Der Entwurf liest sich wie eine gesetzlich festgezurrte Garantie zur permanenten Umsatzsteigerung für die Contentindustrie. Verbraucherrechte? Was ist das? Die Verbraucher haben das Recht auf Konsum, das muss reichen! Und wenn das der Contentindustrie nicht genügt, dann wird daraus eben eine Konsumpflicht, fertig aus!

Es tut verdammt weh zu erleben, wie die Interessen der Mehrheit zugunsten wirtschaftlicher Interessen weniger Unternehmen beiseite gewischt werden und das Ergebnis dann als Gewinn für die Verbraucher gefeiert wird. Und auch wenn manche nicht müde werden darauf zu verweisen, dass eine Auskunftspflicht der Internetprovider gegenüber der Contentindustrie (noch) nicht existiert; sie wird kommen, soviel ist sicher. Faktisch existiert sie bereits, auch wenn im Moment noch der Umweg über eine Strafanzeige genommen werden muss… In Kürze wird angesichts der Überlastung der Staatsanwaltschaften aufgrund automatisierter Strafanzeigen der Weg zu zivilrechtlichen Massnahmen verkürzt werden. Weshalb sonst sollte man automatisiert die zuständigen Behörden mit tausenden von Anzeigen überfluten…?
Ich hatte ursprünglich vor, hier eine Sammlung von Links zu Meinungen anderer zu posten, aber diese Mühe hat sich bereits jemand anderes gemacht: netzpolitik hat eine sehr umfangreiche und hervorragend kommentierte Zusammenstellung von Reaktionen zum 2. Korb veröffentlicht.

Tags: , ,

Jammern auf hohem Niveau

Der Bootsektor berichtet in seinem Artikel über die aktuellsten mitleidheischenden Umsatzstatistiken des deutschen Phonoverbandes. Anders als die Musikindustrie berichtet er nicht über die nackten Zahlen, sondern stellt ihnen Vergleichswerte aus anderen Konsum-Kategorien gegenüber. Hier zeigt sich in Zahlen, dass meine Annahmen der letzten Zeit richtig waren: Bei nahezu gleichbleibenden inflationsbereinigten Netto-Durchschnittseinkommen in den letzten 15 Jahren wurde mehr Geld für Mobiltelefonie und Computer-/Videospiele ausgegeben. Hinzu kämen noch beispielsweise (die im Bootsektor nicht aufgeführten) DVD-Käufe, Internetzugänge etc.

Um es in wenigen Worten zusammen zu fassen: Bei gleichbleibender Kaufkraft in Deutschland wurde mehr Geld für Mobiltelefonie, Spiele und Filme ausgegeben, aber etwas weniger für Musik. Es gab also eine schlichte Umverteilung innerhalb des Marktes für Konsumgüter. Das ist ein normaler Vorgang: Wenn ich 2005 genau so viel Geld zur Verfügung habe wie 2004, mir aber ein paar DVDs kaufe und etwas mehr telefoniere, dann muss ich an anderer Stelle einsparen. Und da ich sicherlich nicht auf Lebensmittel verzichten werde und mein Vermieter eigenartigerweise auf der Zahlung der Miete besteht, könnte ich beispielsweise darauf verzichten, mir die aktuellste Super-Hyper-Mega-Dance-Compilation mit den topaktuellsten Coverversionen zu kaufen. Soweit der gesunde Menschenverstand.

Für die Musikindustrie ist der erneute Umsatzrückgang jedoch nur ein weiterer Beweis für die inflationäre Zunahme der Mordkopiererei in Deutschland und ein neuer Grund, Gesetzesänderungen zu fordern. Die, wenn man aktuelle Berichte verfolgt, kurz vor der Einführung stehen.

Tags: , ,

Malware-Update

Bei heise gibt es ein Update inklusive neuer Details zum Thema Alpha-DVD, dem Copyblocker, der auf den DVD’s „Mr. & Mrs. Smith“ und „Edison“ zum Einsatz kommt.

Tags: , , , , ,

Maulkörbe für Blogger

Udo Vetter schreibt in seinem Lawblog:

„…Die halbgaren, lieblosen juristischen Argumente in den jüngsten Abmahnschreiben belegen, dass es den Iniatoren um mehr geht als den Einzelfall. Sie wollen – für ihre jeweiligen Auftraggeber – Angst verbreiten, die Schere im Kopf der Blogger installieren. Wenn du was über die schreibst oder zulässt, dass über die geschrieben wird, brauchst du einen Anwalt. Also lass es besser…“

Ein lesenswerter Artikel über die jüngsten Versuche von diversen Unternehmen, unerwünschte (aber oft nicht unrichtige) Kritik in Weblogs und Foren auszumerzen, indem Blogger und Forenbetreiber mittels Klageandrohungen zur Löschung unbequemer Beiträge gezwungen werden. Bitte lesen!

Tags: ,