Ubisoft blamiert sich weiter mit DRM in Assassins Creed 2

Die Ankündigungen von Ubisoft waren gewohnt vollmundig: Das neue DRM aka Kopierschutz (oder besser: Spielverhinderer) für „Assassins Creed 2“ (Partner Link) und „Silent Hunter V“ (Partner Link) sollte Raubkopien verhindern und natürlich für Spieler vollkommen problemlos und transparent mit Ubisoft-Servern über die Internetverbindung kommunizieren. Sämtliche Spielstände sollen auf den Servern gespeichert sein, was Raubmordkopierterroristen davon abhalten soll, eine gecrackte Version zu spielen.

Exakt die Notwendigkeit einer Online-Verbindung während des Spielens stieß bereits im Vorfeld vielen sehr unangenehm auf und es hagelte Kritik an Ubisoft. Zudem wurden unmittelbar nach Bekanntgabe Befürchtungen laut, dass genau dieses DRM möglicherweise für einige Probleme sorgen könnte.

Und so kam es natürlich auch. Seit Donnerstag ist das Spiel im Handel und seit Samstag können bekanntermaßen ziemlich viele Spieler nicht spielen, das liest man ja schon seit dem Wochenende. Von Anfang an soll es extreme Wartezeiten gegeben haben, Zustände, wie man sie eigentlich nur von Release-Tagen der MMORPGs her kennt. Laut Ubisoft betraf (oder besser: betrifft) dies nur 5% der Spieler, aber wer kann das schon nachprüfen. Nachprüfbar ist lediglich, dass auch heute nach wie vor viele davon betroffen sind und das gekaufte Spiel nicht spielen können. Und vielfach liest man (berechtigten) Ärger darüber, dass ehrliche Kunden wieder einmal die dummen sind. Denn Besitzer kopierter Versionen können problemlos spielen. Die DDOS-Angriffe, die als Grund für die Server-Probleme angegeben werden, gehen ihnen meilenweit am Allerwertesten vorbei. Welch Wunder.

Das größere Wunder und neu ist jedoch, dass Ubisoft heute noch behauptet:

„Fünf Tage nach Release von Assassins Creed 2 ist noch keine ‚gecrackte‘ Version verfügbar, was die Wirksamkeit dieses Systems unterstreicht.“

Man scheint zu schlafen. Denn selbst ich weiß, dass seit mindestens dem 6.3. bereits gecrackte Versionen im Umlauf sind und ich habe weder danach suchen müssen noch einschlägige Seiten besucht. Derartige Informationen verbreiten sich eben recht zügig, nur bei den Publishern scheinen sie nicht anzukommen. Irgendwie.

Würde ich diese Art von Spielen mögen (ich zocke nun mal wenn überhaupt eigentlich in erster Linie MMORPGs und Schleichspiele sind garnix für mich), dann wäre ich sicherlich ebenfalls extrem verärgert. Denn das einzige, was Ubisofts neues System wirklich wirksam zu verhindern scheint, ist der Spielspaß, Kopien kann es nicht mal ansatzweise verhindern. Aus irgendeinem Grund sind die Publisher vollkommen immun gegen die Erkenntnis, dass dieser ganze Wettstreit mit denen, die sich die Spiele nur kopieren wollen, letztlich zu nichts führt. Kein System ist unknackbar und am Ende sind immer die zahlenden Kunden die Dummen. Und diese Erkenntnis ist eigentlich nicht neu, sondern schon seit so vielen Jahren bekannt. Zu meinen Amiga-Zeiten war diese Erkenntnis schon „veraltet“, wer es bis heute nicht begriffen hat, scheint irgendwie eine Menge verpasst zu haben.

In Kürze erscheint ein weiteres Spiel von Ubisoft, welches dieses neue DRM im Schlepptau mitbringt: „Die Siedler 7„. Und ich muss gestehen, dass ich tatsächlich mal wieder reinschnuppern wollte. Ich habe damals bei „Siedler 3“ mitgewirkt und demzufolge verbindet mich doch so ein wenig mit diesem Spiel. Nach langer Abstinenz war ich ein wenig neugierig, aber das hat sich zumindest für mich nun erledigt. Ich werde es mir nun doch nicht kaufen, ich habe keine Lust, mich in die Reihen derjenigen einzureihen, die dann ihren Frust in den Foren ablassen müssen. Und vielleicht ist das auch ganz gut so, denn eigentlich hab ich im Moment ohnehin keine Zeit zum zocken.

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Apple verklagt HTC

Ich bin kein Freund von Apple und seinen Produkten, das kann man in meinem Blog an verschiedenen Stellen lesen. Die Gründe sind unterschiedlicher Natur, beispielsweise mag ich keine Produkte, deren Hersteller meint, sie verdongeln zu müssen und mich somit in meiner Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Ich mag ebenso wenig für Standard-Hardware ein vielfaches dessen zu bezahlen, was sie anderswo kostet, nur weil sie etwas ausgefallener designed ist (und hier oft nicht mal mein Geschmack getroffen wird) und gerade „Hip“ ist. Und am allerwenigsten mag ich Apples Art, mit einer Vielzahl von Trivialpatenten dafür zu sorgen, dass Kunden nur noch bei Apple kaufen können.

Zugegeben, der letzte Nebensatz beschreibt einen Zustand, der noch nicht ganz erreicht ist, aber der Weg geht in diese Richtung. Es werden gezielt vom Standard abweichende Komponenten geschaffen, damit diese patentierbar sind und somit keine Lösung eines Drittherstellers vom Kunden eingesetzt werden kann. Ich denke hierbei nur mal an die Chips im Kopfhörerkabel, die Apple gern etablieren möchte, selbstverständlich patentiert.

Apple patentiert schon seit vielen Jahren alle möglichen Ansätze und Gedankengänge. Oftmals, ohne für eine Idee schon eine Lösung präsentieren zu können, sehr oft auch vollkommen triviale Dinge, die man in vielen Fälle schon anderswo gesehen hat oder die bei genauer Betrachtung nicht einmal ansatzweise eine gewisse Schöpfungshöhe erreichen. Oft genug hab ich von neuen Patenten Apples gelesen und mir dabei gedacht: „Toll. Und was ist daran jetzt neu oder so besonders?“

Den Grund, weshalb jeder Gedanke, der einem Mitarbeiter mal eben auf dem Klo durch den Kopf geschossen ist, gleich patentiert werden muss (weil es in den USA nun leider möglich ist), präsentiert Apple aktuell mal wieder: Apple verklagt HTC wegen der Verletzung von 20 Patenten. Darunter sind so tolle Patente wie „Unlocking A Device By Performing Gestures On An Unlock Image“, ganz frisch Anfang Februar dieses Jahres erteilt. Gestensteuerung an sich war leider nichts neues aber allein die „Idee“, diese zum Entsperren des Geräts zu verwenden, ist offenbar patentwürdig.

Engadget hat eine Liste aller Patente veröffentlich, gegen die HTC (mit den Android-Geräten) verstoßen haben soll. Kurz zusammengefasst betrifft das die folgenden Patente:

  • Patent #7,362,331: Time-Based, Non-Constant Translation Of User Interface Objects Between States
  • Patent #7,479,949: Touch Screen Device, Method, And Graphical User Interface For Determining Commands By Applying Heuristics
  • Patent #7,657,849: Unlocking A Device By Performing Gestures On An Unlock Image
  • Patent #7,469,381: List Scrolling And Document Translation, Scaling, And Rotation On A Touch-Screen Display
  • Patent #5,920,726: System And Method For Managing Power Conditions Within A Digital Camera Device
  • Patent #7,633,076: Automated Response To And Sensing Of User Activity In Portable Devices
  • Patent #5,848,105: GMSK Signal Processors For Improved Communications Capacity And Quality
  • Patent #7,383,453: Conserving Power By Reducing Voltage Supplied To An Instruction-Processing Portion Of A Processor
  • Patent #5,455,599: Object-Oriented Graphic System
  • Patent #6,424,354: Object-Oriented Event Notification System With Listener Registration Of Both Interests And Methods
  • Patent #5,481,721: Method for providing automatic and dynamic translation of object oriented programming language-based message passing into operation system message passing using proxy objects
  • Patents #5,519,867 and #6,275,983: Object Oriented Multitasking System and Object-Oriented Operating System
  • Patent #5,566,337: Method and apparatus for distributing events in an operating system
  • Patent #5,929,852: Encapsulated network entity reference of a network component system
  • Patent 5,946,647: System and method for performing an action on a structure in computer-generated data
  • Patent #5,969,705: Message protocol for controlling a user interface from an inactive application program
  • Patent #6,343,263: Real-time signal processing system for serially transmitted data
  • Patent #5,915,131: Method and apparatus for handling I/O requests utilizing separate programming interfaces to access separate I/O service
  • Patent #RE39,486: Extensible, replaceable network component system

Beim Überfliegen dieser Patent-Beschreibungen eben dachte ich immer wieder „Ja und?“ oder „Was ist daran neu?“. Manches ist auch einfach nahe liegend und viele von uns kämen nicht mal ansatzweise auf den Gedanken, dass so etwas patentierbar wäre. Ist es aber und genau diese Keule nutzt Apple nur zu gern.

Ich kann sicherlich nachvollziehen, dass ein Unternehmen seine Innovationen schützen will, kosten die doch einerseits Geld und sollen andererseits Geld einbringen. Was mich stört sind Patente, die einerseits darauf ausgerichtet sind, jegliche Innovationen außerhalb dieses Unternehmens im Keim zu ersticken oder die exakt so verwendet werden. Viele neue Ideen bauen prinzipiell auf alten Ideen auf. Die Erfindung der Eisenbahn setzte die Erfindung von Schiene, Rad und Dampfmaschine voraus, der Verbrennungsmotor konnte nur erfunden werden, weil zuvor jemand Benzin hergestellt hatte und das iPhone war nur möglich, weil jemand zuvor Handy und Touchscreen und Betriebssysteme und integrierte Schaltungen und Akkus usw. erfunden hat. Genau das vergisst Apple scheinbar nur zu gern.

Dass Apple bei seinen Entwicklungen selbst nicht mal im Ansatz andere Wege geht wie die Unternehmen, die Apple verklagt, wurde ebenfalls schon recht oft thematisiert. Dass Apple eben nicht das Prinzip der graphischen Benutzeroberfläche erfunden hat, ist nur eine Episode, die gern in Erinnerung gerufen wird. Ganz anders gewichtet werden könnten aktuell Dinge wie beispielsweise ein Patent von Palm (#7,007,239), welches exakt die Oberfläche beschreibt, die Apple im iPhone zur Darstellung der Kontakte und Rufnummereingabe nutzt (siehe Abbildung). Und es gibt noch eine Menge mehr Patente, die Apple mit seinen „Ideen“ verletzt, da diese Ideen oder deren Grundlagen eben schon jemand vor Apple hatte. Dinge, die für Apple wohl ebenfalls trivial erscheinen.

Mir ist klar, dass Apple mit dieser Vorgehensweise nicht allein auf weiter Flur ist. Das ist in diversen Unternehmen Gang und Gäbe und mich stören solche Gebaren. Es stößt mir extrem unangenehm auf, wenn auf diese Weise Wettbewerb verhindert werden soll und es geht mir ziemlich gegen den Strich, wenn ich mich als Kunde an einen Hersteller binden soll, nur weil dieser irgendwelche Patente hält. Und nach meinen Beobachtungen geht Apples Politik exakt in diese Richtung: Jeden Scheiß patentieren, der hierzulande nicht mal als Geschmacksmuster durch ginge, nur um den Wettbewerb fern zu halten und zu verhindern, dass Kunden auf preiswertere, möglicherweise gar bessere Produkte des Wettbewerbs ausweichen. Der oben bereits genannte Chip im Kopfhörerkabel zielt exakt in diese Richtung: Der Kunde soll keine Kopfhörer eines Drittherstellers verwenden können. Es sei denn, Apple darf auch daran verdienen. Und ja, genau das tun auch andere Hersteller, das ist mir durchaus bewusst (Stichwort Tintenpatronen für Drucker).

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Bundesverfassungsgericht kippt (vorerst) Vorratsdatenspeicherung

Das Schallen der Ohrfeige konnte man heute von Karlsruhe aus bis zu mir ins Büro hören: Das Bundesverfassungsgericht kippte heute in seiner Urteilsverkündung die Vorratsdatenspeicherung, zumindest vorerst. Gleichzeitig ordneten die Karlsruher Richter an, alle bislang im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung gespeicherten Daten unverzüglich zu löschen. Glaubt man der Vielzahl von Tweets, dann haben diverse Admins bei den Providern unmittelbar nachdem sie im Stream das Urteil vernommen haben, direkt mit der Löschung begonnen.

Auf Youtube gibt es übrigens bereits ein Video der Urteilsverkündung:

Die Stimmen zum Urteil sind allerdings nicht ganz so freudig, wie man zunächst vielleicht vermuten würde. Die Richter haben sich nicht vollends gegen die Vorratsdatenspeicherung gestellt, sondern lediglich die derzeitige Praxis abgewatscht. Diese ist nach dem Urteil nun hinfällig, gleichzeitig gaben die Richter allerdings einen Rahmen vor, in dem sich zukünftige Gesetze zu bewegen haben. Alles andere hätte eine eindeutige Stellungnahme Richtung Europäische Union voraus gesetzt, da die Gesetze der europäischen Richtlinie folgten (diese dabei allerdings auch ausweiteten).

Verständlich, dass nun aktuell nur von einem Etappensieg gesprochen werden kann. Ein guter, aber noch lange kein ausreichender Sieg für uns Gegner der Vorratsdatenspeicherung. Es muss also weiterhin gegen eine derart umfassende verdachtsunabhängige Speicherung unserer Daten aus dem alltäglichen Handeln mobilisiert werden und der Druck auf die Regierung weiterhin aufrecht erhalten werden. Das heutige Urteil ist sicherlich Motivation und Ansporn.

Nachtrag: Bei Netzpolitik gibt es eine umfangreiche Sammlung von Stimmen zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Lesenswert. Und hier ist die Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts.

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Serverumzug

Nachdem der Webserver, auf dem mein Blog lief, in letzter Zeit eigentlich mehr off- als online war und die Probleme sich häuften, bin ich nun kurzerhand mit meinem Blog auf einen anderen Server gewechselt.

Ich bin recht sicher, dass die Probleme der letzten Wochen nun Geschichte sind und ich mich wieder mehr meinen Beiträgen als dem verfuckelten System widmen kann.

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