19. Mai, 2006
Diese Frage stellt der Bootsektor angesichts des neuesten geistigen Durchfalls, den die RIAA von sich gibt.
Das XM Satellite Radio wird auf Schadensersatz verklagt, da die Nutzung dieses Dienstes die Hörer dazu verleiten würde, sich keine CDs mehr im Laden zu kaufen. Sie können ja sämtliche gespielten Songs wunderschön einfach aufzeichnen. Dass dies vollkommen legal ist und für jede Radiosendung zutrifft, übersieht man hierbei tunlichst bzw. versucht es mit fadenscheinigen Märchen Argumenten zu verschleiern.
Wohlgemerkt: Der RIAA geht es mitnichten darum, den Urhebern (also den Künstlern) zu höheren Einnahmen zu verhelfen, sondern schlicht und ergreifend um wesentlich höhere Lizenszahlungen an die Rechteverwerter (die Musikkonzerne), da diese ja das alleinige Vertriebsrecht besitzen. Spinnt man den Gedanken konsequent zu Ende bedeutet dies: Jeder Radiosender könnte in Zukunft von immensen Zusatzkosten betroffen sein, da die Ausstrahlung eines Songs ja plötzlich ein Vertrieb sein könnte, sollte die RIAA mit diesem Vorstoß Erfolg haben. Das würde das Aus für die Rundfunksender in der heutigen Form bedeuten.
Die Musikindustrie lässt also ganz offensichtlcih keine Dreistigkeit aus, um ihr überholtes Vertriebskonzept am Leben zu erhalten. Funktioniert ein Konzept nicht mehr und das Unternehmen stellt sich nicht auf die neuen Gegebenheiten ein, geht es ein. Das ist freie Marktwirtschaft. Nicht so im Fall der Musikindustrie: man leistet massive Lobbyarbeit und lässt sich die Gesetze so zurecht biegen, dass alles ausserhalb des ausgetretenen Wegs des veralteten Geschäftsmodells illegal wird.
Deshalb will ich die im Bootsektor aufgeworfene Frage noch einmal stellen: Sind die Politiker, die derartige Machenschaften unterstützen, abgrundtief dumm oder einfach nur korrupt?
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26. Mrz, 2006
Ich habe lang überlegt, ob ich mich an dieser Stelle über den Entwurf zum 2. Korb der Urheberrechts-Novelle auskotzen soll. In den letzten Tagen habe ich verdammt viel zu diesem Thema gelesen und bei dem Gedanken daran, was auf uns Verbraucher und Konsumenten zukommen soll, wird mir mehr und mehr übel. Selten wurden Gesetze so offensichtlich nach Interessen von Lobbyisten und Industrievertretern gestaltet, mir fällt im Moment kein Gesetzesentwurf ein, in dem unsere Volksvertreter ihren Arbeitgebern (also uns) derart mit Anlauf in den Arsch Allerwertesten getreten haben wie in diesem Fall. Der Entwurf liest sich wie eine gesetzlich festgezurrte Garantie zur permanenten Umsatzsteigerung für die Contentindustrie. Verbraucherrechte? Was ist das? Die Verbraucher haben das Recht auf Konsum, das muss reichen! Und wenn das der Contentindustrie nicht genügt, dann wird daraus eben eine Konsumpflicht, fertig aus!
Es tut verdammt weh zu erleben, wie die Interessen der Mehrheit zugunsten wirtschaftlicher Interessen weniger Unternehmen beiseite gewischt werden und das Ergebnis dann als Gewinn für die Verbraucher gefeiert wird. Und auch wenn manche nicht müde werden darauf zu verweisen, dass eine Auskunftspflicht der Internetprovider gegenüber der Contentindustrie (noch) nicht existiert; sie wird kommen, soviel ist sicher. Faktisch existiert sie bereits, auch wenn im Moment noch der Umweg über eine Strafanzeige genommen werden muss… In Kürze wird angesichts der Überlastung der Staatsanwaltschaften aufgrund automatisierter Strafanzeigen der Weg zu zivilrechtlichen Massnahmen verkürzt werden. Weshalb sonst sollte man automatisiert die zuständigen Behörden mit tausenden von Anzeigen überfluten…?
Ich hatte ursprünglich vor, hier eine Sammlung von Links zu Meinungen anderer zu posten, aber diese Mühe hat sich bereits jemand anderes gemacht: netzpolitik hat eine sehr umfangreiche und hervorragend kommentierte Zusammenstellung von Reaktionen zum 2. Korb veröffentlicht.
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23. Mrz, 2006
Der Bootsektor berichtet in seinem Artikel über die aktuellsten mitleidheischenden Umsatzstatistiken des deutschen Phonoverbandes. Anders als die Musikindustrie berichtet er nicht über die nackten Zahlen, sondern stellt ihnen Vergleichswerte aus anderen Konsum-Kategorien gegenüber. Hier zeigt sich in Zahlen, dass meine Annahmen der letzten Zeit richtig waren: Bei nahezu gleichbleibenden inflationsbereinigten Netto-Durchschnittseinkommen in den letzten 15 Jahren wurde mehr Geld für Mobiltelefonie und Computer-/Videospiele ausgegeben. Hinzu kämen noch beispielsweise (die im Bootsektor nicht aufgeführten) DVD-Käufe, Internetzugänge etc.
Um es in wenigen Worten zusammen zu fassen: Bei gleichbleibender Kaufkraft in Deutschland wurde mehr Geld für Mobiltelefonie, Spiele und Filme ausgegeben, aber etwas weniger für Musik. Es gab also eine schlichte Umverteilung innerhalb des Marktes für Konsumgüter. Das ist ein normaler Vorgang: Wenn ich 2005 genau so viel Geld zur Verfügung habe wie 2004, mir aber ein paar DVDs kaufe und etwas mehr telefoniere, dann muss ich an anderer Stelle einsparen. Und da ich sicherlich nicht auf Lebensmittel verzichten werde und mein Vermieter eigenartigerweise auf der Zahlung der Miete besteht, könnte ich beispielsweise darauf verzichten, mir die aktuellste Super-Hyper-Mega-Dance-Compilation mit den topaktuellsten Coverversionen zu kaufen. Soweit der gesunde Menschenverstand.
Für die Musikindustrie ist der erneute Umsatzrückgang jedoch nur ein weiterer Beweis für die inflationäre Zunahme der Mordkopiererei in Deutschland und ein neuer Grund, Gesetzesänderungen zu fordern. Die, wenn man aktuelle Berichte verfolgt, kurz vor der Einführung stehen.
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22. Feb, 2006
…fordert der Schockwellenreiter und ich muss ihm zustimmen. Grund ist der neuerliche Vorstoß der deutschen Musikwirtschaft zum „besseren Schutz für Kreative und Verwerter“ (siehe heise, golem).
Mitschneiden aus Radio- und Internetprogrammen soll auf zeitversetztes Hören begrenzt und „intelligente“ Aufnahmesoftware verboten werden, wenn es nach dem Willen der Musikindustrie geht. Gleichzeitig fordert man einen umfassenden „Auskunftsanspruch gegen Internetserviceprovider über die Identität von Rechtsbrechern, um sich gegen Piratierie im Netz wirksam wehren zu können„, der lästige Umweg über die Staatsanwaltschaft ist viel zu kostenintensiv. Wie geht es weiter? Die Musikindustrie diktiert dem Staat die Gesetze. Verbraucherrechte werden nach und nach immer weiter eingeschränkt und beschnitten. Anschliessend wird die Musikindustrie auch ihre eigene Polizei und Gerichte stellen? Gibt es irgendwann ein Musik-Zwangsabo? Werden irgendwann auch Radios verboten?
Ich kann das Gejammer der Content-Industrie nicht mehr ertragen, Kunden werden pauschal kriminalisiert und das alles unter dem Deckmäntelchen des Schutzes gegen die bösen Mordkopierer. Allein das Wort „Raubkopie“ zeigt, mit welchen Methoden diese Industrie versucht, den eigenen Wohlstand zu sichern und auszubauen. „Raub“ ist laut lexexakt.de die „Wegnahme einer fremden Sache unter Anwendung von Gewalt oder Androhung von Gefahren für Leib oder Leben des Opfers.“ Denkt mal darüber nach… Und verbietet sämtliche Phonoverbände, nicht nur die deutschen.
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