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Der Hessi entwirft Drucksachen und möchte diese gern zu Papier bringen lassen. Also beauftragt er ein Unternehmen, dies für ihn zu tun. Denn die können das, steht groß und breit auf ihrer WebSite. Der Hessi überweist Geld, denn dann geht es schneller. Steht auch auf der WebSite. Aber die Drucksachen kommen nicht, und niemand geht ans Telefon, wenn der Hessi fragen will, wo die (bereits bezahlten) Drucksachen bleiben.

Der Hessi ärgert sich und schreibt das in sein Blog (Eintrag leider gelöscht). Andere lesen das und kennen das Problem, schreiben ihre Erfahrungen als Kommentar zu seinem Beitrag. Und der Hessi stellt fest: Er steht mit seinem Problem nicht allein da, denn auch da und da und da berichten andere von ähnlich schlechten Erfahrungen.
Google liebt Blogs. Und Google liebt Seiten, auf die von vielen anderen Seiten aus verlinkt wird. Denn das sind interessante Seiten. Deshalb landen sie bei Google ganz weit oben in den Suchergebnissen. Und weil Hessis Kritik (Eintrag leider gelöscht) von sehr vielen verlinkt wurde und Google Blogs liebt, landete sein (leider gelöschter) Beitrag auf Platz 2 der Suchergebnisse, wenn man nach diesem Unternehmen sucht.

Doch all das gefällt dem kritisierten Unternehmen nicht. Denn so werden viele potentielle Opfer Kunden abgeschreckt und schicken vielleicht kein Geld per Vorkasse. Und dann kann man sich die schöne bunte WebSite vielleicht irgendwann nicht mehr leisten. Deshalb beauftragt das Unternehmen einen Anwalt, um dem bösen Hessi mal zu sagen, dass er das nicht darf. Weil es nicht schön ist, wenn man einfach seine schlechten Erfahrungen aller Welt mitteilt. Denn so etwas sollte man für sich behalten. Man teilt seine schlechten Erfahrungen nicht mit anderen, das ist unanständig. Sagt der Anwalt. Denn das ist sein Job. Genau so wie es eigentlich der Job des Unternehmens gewesen wäre, dem Hessi seine Drucksachen zu schicken, die er schon bezahlt hatte. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.

Der Anwalt weiss aber leider nicht sehr viel vom Internet, dem Recht der freien Meinungsäußerung und von vielen anderen Dingen. Denn er soll ja nur seinen Job machen: Dem bösen Hessi den Mund verbieten und verhindern, dass andere potentielle Opfer Kunden das Unternehmen in Zukunft meiden. Denn sonst verliert er ja einen Kunden, wenn es das Unternehmen nicht mehr gibt. Aus die Maus.

Nachtrag: Der gelöschte Beitrag vom ach so bösen Hessi ist natürlich dank Google immer noch verfügbar. Der werbeblogger hat drauf hingewiesen, ich hab in meinem Schreibwahn überhaupt nicht an den Link gedacht 😉

Nachtrag 2: Inzwischen scheint man sich doch zu besinnen, wie man im FNP-Weblog nachlesen kann. Interessant ist für mich jedoch die Aussage, dass es nie um den Beitrag an sich, sondern um einen der Kommentare zum Beitrag ging. Auch die Platzierung bei Google wäre nie ein Problem gewesen. Aber genau diese Dinge wurden im Schreiben des Anwalts bemängelt und abgemahnt. Also scheint mir die aktuelle Aussage doch nur einen beschwichtigenden Hintergrund zu haben. Die beste Lösung für alle Seiten wäre nun: Den Anwalt zurückpfeiffen und in Zukunft die Kommunikation verbessern. Die Botschaft entsteht bekanntlich beim Empfänger…

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Verbraucherkriminalisierung

Ich habe lang überlegt, ob ich mich an dieser Stelle über den Entwurf zum 2. Korb der Urheberrechts-Novelle auskotzen soll. In den letzten Tagen habe ich verdammt viel zu diesem Thema gelesen und bei dem Gedanken daran, was auf uns Verbraucher und Konsumenten zukommen soll, wird mir mehr und mehr übel. Selten wurden Gesetze so offensichtlich nach Interessen von Lobbyisten und Industrievertretern gestaltet, mir fällt im Moment kein Gesetzesentwurf ein, in dem unsere Volksvertreter ihren Arbeitgebern (also uns) derart mit Anlauf in den Arsch Allerwertesten getreten haben wie in diesem Fall. Der Entwurf liest sich wie eine gesetzlich festgezurrte Garantie zur permanenten Umsatzsteigerung für die Contentindustrie. Verbraucherrechte? Was ist das? Die Verbraucher haben das Recht auf Konsum, das muss reichen! Und wenn das der Contentindustrie nicht genügt, dann wird daraus eben eine Konsumpflicht, fertig aus!

Es tut verdammt weh zu erleben, wie die Interessen der Mehrheit zugunsten wirtschaftlicher Interessen weniger Unternehmen beiseite gewischt werden und das Ergebnis dann als Gewinn für die Verbraucher gefeiert wird. Und auch wenn manche nicht müde werden darauf zu verweisen, dass eine Auskunftspflicht der Internetprovider gegenüber der Contentindustrie (noch) nicht existiert; sie wird kommen, soviel ist sicher. Faktisch existiert sie bereits, auch wenn im Moment noch der Umweg über eine Strafanzeige genommen werden muss… In Kürze wird angesichts der Überlastung der Staatsanwaltschaften aufgrund automatisierter Strafanzeigen der Weg zu zivilrechtlichen Massnahmen verkürzt werden. Weshalb sonst sollte man automatisiert die zuständigen Behörden mit tausenden von Anzeigen überfluten…?
Ich hatte ursprünglich vor, hier eine Sammlung von Links zu Meinungen anderer zu posten, aber diese Mühe hat sich bereits jemand anderes gemacht: netzpolitik hat eine sehr umfangreiche und hervorragend kommentierte Zusammenstellung von Reaktionen zum 2. Korb veröffentlicht.

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Jammern auf hohem Niveau

Der Bootsektor berichtet in seinem Artikel über die aktuellsten mitleidheischenden Umsatzstatistiken des deutschen Phonoverbandes. Anders als die Musikindustrie berichtet er nicht über die nackten Zahlen, sondern stellt ihnen Vergleichswerte aus anderen Konsum-Kategorien gegenüber. Hier zeigt sich in Zahlen, dass meine Annahmen der letzten Zeit richtig waren: Bei nahezu gleichbleibenden inflationsbereinigten Netto-Durchschnittseinkommen in den letzten 15 Jahren wurde mehr Geld für Mobiltelefonie und Computer-/Videospiele ausgegeben. Hinzu kämen noch beispielsweise (die im Bootsektor nicht aufgeführten) DVD-Käufe, Internetzugänge etc.

Um es in wenigen Worten zusammen zu fassen: Bei gleichbleibender Kaufkraft in Deutschland wurde mehr Geld für Mobiltelefonie, Spiele und Filme ausgegeben, aber etwas weniger für Musik. Es gab also eine schlichte Umverteilung innerhalb des Marktes für Konsumgüter. Das ist ein normaler Vorgang: Wenn ich 2005 genau so viel Geld zur Verfügung habe wie 2004, mir aber ein paar DVDs kaufe und etwas mehr telefoniere, dann muss ich an anderer Stelle einsparen. Und da ich sicherlich nicht auf Lebensmittel verzichten werde und mein Vermieter eigenartigerweise auf der Zahlung der Miete besteht, könnte ich beispielsweise darauf verzichten, mir die aktuellste Super-Hyper-Mega-Dance-Compilation mit den topaktuellsten Coverversionen zu kaufen. Soweit der gesunde Menschenverstand.

Für die Musikindustrie ist der erneute Umsatzrückgang jedoch nur ein weiterer Beweis für die inflationäre Zunahme der Mordkopiererei in Deutschland und ein neuer Grund, Gesetzesänderungen zu fordern. Die, wenn man aktuelle Berichte verfolgt, kurz vor der Einführung stehen.

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Malware-Update

Bei heise gibt es ein Update inklusive neuer Details zum Thema Alpha-DVD, dem Copyblocker, der auf den DVD’s „Mr. & Mrs. Smith“ und „Edison“ zum Einsatz kommt.

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